1988/89
Haupthaus |
Liebe und Magie in Mammas Küche Österreichische Erstaufführung Premiere 21. Mai 1989 Mit Die Inszenierung wurde nach einem vorgegebenen Konzept von den Mitwirkenden fertiggestellt. Der Mythos von der Großen mediterranen Mutter, einst eine mächtige Herrscherin, weil sie als alleinige Erzeugerin des Lebens galt, ist für Lina Wertmüller von anhaltender Faszination. Aus dieser Quelle nähren sich ihre Phantasien, daß die weibliche Vitalität die Fesseln der patriarchalischen Ordnung auch wieder abschütteln könnte, um eine "Harmonie der Unordnung" zu etablieren. Verblendeter Muttertrieb machte die Frau zur Mörderin, zur Mörderin aus Freundschaft auch, denn sie umgab ihre Opfer mit Illusion von Glück, ließ sie glücklich sterben. Auf der Bühne hat das, so unglaublich es klingt, eine gewisse Fröhlichkeit. Wie die Frauen miteinander umgehen, wie sie zusammenhalten, das hat schöne Nuancen. Lina Wertmüller fehlt zur interessanten Gestaltung aber über weite Strecken ein gewisser dichterischer Atem. Warum das Publikum am Ende trotzdem befriedigt wirkte, geht auf das Konto der äußerst engagiert agierenden Schauspielerinnen. Im altväterischen Bühnenbild tummeln sich orientierungslose Heroinen um die grandiose Hauptdarstellerin Krista Stadler und exekutieren mit konventionellem Pathos ein kantiges, faszinierendes Stück über die tödliche Allmacht der Mutter. Ein Stück mit doppeltem Boden, so hingestellt, als wäre das Monströse der Normalfall. |