Lord Savils Verbrechen
von Hans Jaray nach Oscar Wilde
Premiere 15. Oktober 1997
Mit
Elisabeth Gassner, Judith Keller, Erika Mottl, Fritz Dietrich, Roger Murbach, Werner Prinz, Helmut Schuster
Inszenierung: Karl Schuster
Ausstattung: Maxi Tschunko
1887 wurde Oscar Wildes Erzählung ,,Lord Arthur Savile’s Crime. A Study in Duty’ in der Zeitschrift „The Court and Society Revicw“ zum erstenmal veröffentlicht. Die Geschichte war ein Seitenhieb auf die snobistische englische Adelsgesellschaft des Fin de siècle, die im gleichen nonchalanten Konversationston über Mordversuche plaudern konnte wie über die neueste Mode oder das letzte Derby. Hans Jaray nahm die Erzählung als Vorlage für seine Komödie, in der weniger die Scheinmoral der High Sociery einer vergangenen Epoche im Mittelpunkt steht als das (immer aktuelle) Geschäft mit dem Aberglauben.
Lord Savil wird von seinem Astrologen Semionov geweissagt, daß er in Kürze einen Mord begehen würde. Der junge Lord kann es kaum glauben. Denn er ist der friedfertigste Mensch, den man sich vorstellen kann, ist mit niemandem im Streit oder verfeindet, und wenn es in der Vergangenheit zu Meinungsverschiedenheiten gekommen war, hatte er seine Emotionen stets unter Kontrolle. Nach dem ersten Schock beschließt Savil, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und dem scheinbar Unausweichlichen zuvorzukommen. Nach der Devise „Was du tun mußt, das tue gleich“ beginnt er (unter Mithilfe seiner Frau), ein Opfer und eine Möglichkeit zu suchen, um das Ganze rasch und schmerzlos über die Bühne zu bringen. So unangenehm die Sache auch sein mag, so birgt sie auch gewisse Möglichkeiten in sich. Da wäre zum Beispiel die alte, immer unausstehlicher werdende Tante Clarissa ...
Pressestimmen
Während Wilde in seiner Erzählung noch mit feiner Feder einen Seitenhieb auf die Scheinmoral der High-Society des Fin-de-siècle führt, wird bei Jaray daraus ein Lustspiel über das Geschäft mit dem Aberglauben. Vor allem aber muß die Geschichte ohne brillanten Sprachwitz oder gut kalkulierte Situationskomik ihr Auslangen finden. So geht das Stück lustlos, wohl mit einem Lacher hier und einem Lacher da, über die Bühne.
Sabine Oppolzer, Die Presse
Karl Schuster hat dieses heitere Stück harmloser, deutscher Nachkriegsunterhaltungskultur in Maxi Tschunkos schmuckem Salon mit Verve inszeniert.
TG, Kronenzeitung
Offenbar wurden die Schauspieler vom Regisseur Karl Schuster zu wenig gefordert. Routine allein aber genügt vor allem dann nicht, wenn schon die Vorlage problematisch dünn ist. Am ehesten gelingt es noch Werner Prinz als russischer Wahrsager, der sich dann als Wiener Strizzi entpuppt, seiner Rolle ein eigenständiges Profil zu verleihen.
Manfred A. Schmid, Wiener Zeitung