1993/94
Haupthaus

Lughnasa – Zeit des Tanzes
von Brian Friel
(„Dancing at Lughnasa“, Deutsch von Andrea Clemen)

Österreichische Erstaufführung

Premiere 16. Jänner 1994

Michael: Robert Hauer-Riedl
Kate: Isabel Weicken
Maggie: Brigitte Swoboda
Agnes: Doris Weiner
Rose: Gundula Rapsch
Chris: Franziska Sztavjanik
Gerry: Fritz Hammel
Jack: Michael Rastl

Inszenierung: Rudolf Jusits
Bühne: Lena Ilgisonis
Kostüme: Suzie Heger
Choreographie: Kuku Sangaré
Choreographische Beratung: Ferdinando Chefalo

Fünf Schwestern in Irland, in den von Arbeits- und Hoffnungslosigkeit geprägten Dreißiger Jahren. Fünf Frauenschicksale hart an der Kante der Überlebensmöglichkeit, fern von Menschen, Männern, Munterkeitsanlässen. Dennoch erinnert sich Michael, Sohn der jüngsten der fünf Schwestern, als Erzähler in Brian Friels Volksstück „Lughnasa – Zeit des Tanzes“ aus dem Abstand von Jahrzehnten an ein Leben voll Mut, Zuversicht, Freudensprüngen: Alljährlich zu Lughnasa, dem traditionellen irischen Erntedankfest mitten im August, tanzten seine Mutter und die vier Tanten jene ekstatische Befreiung von Lebenszwängen herbei, die dann im Dorf, bei den Bräuchen des Lughnasa-Fests, in einem kollektiven Tanztaumel ausgelebt wurde. Armut, Ehelosigkeit und die gestrengen sittlichen Ansichten von Kate, der ältesten Schwester, hielten die fünf Frauen in ihrer Einschicht fest. Dazu kamen die befremdlichen Umstände der Rückkehr ihres ältesten Bruders Jack aus Afrika, wohin er einst als katholischer Missionar aufgebrochen war. Nun, da er zurück ist, hat es den Anschein, als sei er es, der bekehrt worden ist – zu naturmagischen Riten und Bejahungsformen der Lebenslust, die in seiner irischen Heimat nur mehr in Bräuchen vorchristlichen Ursprungs, wie eben dem keltischen Lughnasa-Fest, bewahrt scheinen. Im Haushalt der fünf irischen Schwestern tanzten die Frauen sich ihre Lebenslust zu den Tönen eines Marconi-Radioapparats aus dem Leib. Diese neueste technische Errungenschaft lockte auch Gerry zum Tanz, den leichtlebigen Verlobten der jüngsten Schwester Chris und Vater von Michael, dem späteren Erzähler des Stücks. In der Erinnerung des Sohnes erweist sich dieser sympathische Verführer und Schwadroneur Gerry angesichts des Erwartungsdrucks der Frauen als ein Lebensversprechen, das nie eingelöst werden konnte: Erst der Ausbruch der zwei am meisten unterdrückten Schwestern vermochte den magischen Ring zu sprengen, der die fünf Frauen aneinanderkettete. So erweist sich Friels Drama als ein Stück Erinnerungstheater, in dem über den Graben von verschiedenen Zeiten und Erlebnisformen hinweg ein gerechtes, weil mit Anteilnahme und Abstand entworfenes Bild eines Lebens gezeigt wird, das noch unberührt von heutigen Wohlstands- und Glücksverführungen gemeistert werden mußte. Und das uns gerade deshalb, als aus der Vergangenheit heraufbeschworenes Gegenbild, eindringlich mit unseren eigenen Ansprüchen ans Leben und an die Zukunft konfrontiert.

 
Pressestimmen

Die Inszenierung besticht durch Eindringlichkeit, durch Intensität, sie vermengt auf sehr menschliche Weise das Tragische mit Humor, und sie erzeugt einen enormen Sog.
Kurier

Man wird erfasst vom dem Lebensmut der einfachen Menschen und wird ergriffen von dem Schicksal, das sie ereilt. Eine geschlossene Ensembleleistung. Ein berührendes Stück in einer Aufführung, die Fremde und Vergangenheit vertraut macht.
Neue Zeit

Wie ein breiter Fluß, ohne große Ereignisse, ohne Spannungen und ohne merkbare Bewegung zieht sich die Aufführung dahin.
Tiroler Tageszeitung

Produktionen L