2000/01
plafond

Mango. Ein automatischer Frauenroman
von Elisabeth Wäger

Uraufführung

Premiere 5. April 2001

Mit
Isabel Weicken

Inszenierung: Angelika Messner
Ausstattung: Marc Haltmeyer

 
Eine Frau schreibt einen Roman. Nein, eine Romanfirma produziert einen Frauenroman, präziser eine Romanchefin und eine Schreibangestellte schreiben und tippen arbeitsteilig an einem Frauenroman. Automatisch und geradezu im Akkord arbeiten die beiden, Schreibunternehmerin und Schreibarbeitnehmerin, die ein und die selbe sind, am literarischen Produkt Frauenroman. Kreativwirtschaftlich sozusagen.
Elisabeth Wägers ironisch-verzweifelter Schriftstellerinnenmonolog hat seit seiner Entstehung vor einigen Jahren an Aktualität und Reichweite zugelegt. Lakonisch und witzig schildert sie die doppelbelastete Selbstausbeutung, die bis vor kurzem noch als das zweifelhafte Privileg von Schriftstellerinnen und anderen Künstlerinnen galt und nun unter dem Etikett der Selbständigkeit immer breiteren Kreisen angetragen wird.
Natürlich beschränkt sich das Stück Elisabeth Wägers nicht auf diese eine, beinahe kabarettistische Ebene. Ohne Larmoyanz erzählt es von Abhängigkeiten, vom mühsamen Kampf gegen sie und von den Wunden, die dieser Kampf geschlagen hat.

 
Pressestimmen

Elisabeth Wäger sieht das weibliche Literatendasein mit einiger (Selbst)-Ironie. Denn zwischen den Monologen einer „Romanchefin“ über Haushaltsführung und Kinderbetreuung tauchen Frustrationen über „weibliche Vorschreibesätze“ auf. Sperrt sich das Herz gegen Gewohntes. Isabel Weicken wurde von der Regisseurin und einstigen Frank-Castorf-Assistentin Angelika Messner im sparsam arrangierten Raum (Ausstattung: Marc Haltmeyer) ins ideale Licht gerückt. Nach und nach verdichten sich dank Weicken die Leiden der reifen Frau. Mit der Ratlosigkeit einer Erkennenden entfernt sie sich mehr und mehr von der Realität. Und das sprachlich und darstellerisch perfekt. Ein Theater-Wiedersehen, das Isabel Weicken ihrem Publikum öfter gönnen sollte!
Thomas Gabler, Kronenzeitung

Es ist eine Reise in die Welt der Sprache, der existentiellen Abhängigkeiten und der oft verdrängten Traumata, die Elisabeth Wäger in ihrem Stück „Mango“ beschreibt. Ein komplexes, sehr nüchternes Textgeflecht, das dank der präzisen Regie von Angelika Messner am Plafond des Volkstheaters auf der Bühne (Ausstattung: Marc Haltmeyer) bestehen kann. Ein Monolog einer Frau über Literatur, Zwänge und eine nicht bewältigte Vergangenheit, der genaues Zuhören, ja Konzentration erfordert. Die Regie hilft, und Isabel Weicken spürt als Alter Ego der Autorin den sprachlichen Verästelungen subtil nach. In einigen Szenen traumhaft entrückt; im nächsten Moment in der gnadenlosen Wirklichkeit – der Spagat zwischen Kunst und Künstlichkeit gelingt.
Peter Jarolin, Kurier

Die sozialgesetzlich verordnete Bewusstseinsspaltung in Künstler und Unternehmer wird von Wäger anhand einer autobiografisch geprägten Schriftstellerin zu einer kuriosen Anschaulichkeit gebracht. Marc Haltmeyer baute in den länglichen Raum ein regelrechtes Taschentheater, auf dessen allzu sauberer Bühne drei kleine Stufen auffallen. Ein hübscher Verweis auf die Gefühlslage der Heldin. Man möchte als Autorin in Österreich wohl wirklich manchmal die Wand hochgehen. Den versprochenen „automatischen Frauenroman“, geschrieben an einem einzigen Tag, fordert die Unternehmerin ein. Nur mehr zu Skizzen aber reicht in den Augen der Künstlerin deren literarischer Atem. Auch gut, möchte man sie ermutigen, wenn es solche wie „Mango“ sind.
Michael Cerha, Der Standard

Nicht nur die Angst des Schriftstellers vor dem weißen Blatt Papier wird in Elisabeth Wägers Einakter „Mango“ theamatisiert. Viel mehr geht es um die permanente „Lebenskorrektur“ der Hauptdarstellerin. Eine Autorin, die es sich zum Ziel gesetzt hat, „automatische Frauenromane“, die innerhalb von 24 Stunden fix und fertig auf dem Tisch liegen sollen, zu schreiben. Schicksalhafte Erlebnisse vermengen sich mit Romanfiktion und Alltagsphrasen. Die Ich-Erzählerin (Isabel Weicken) ist einmal Romanheldin, dann wiederum Kind, Mutter oder Autorin. Eine Stimmenvielfalt, die man aus Hörspielen kennt, wobei es Isabel Weickens Flexibilität zuzurechnen ist, dass dies auch auf der Bühne klappt.
Christine Dobretsberger, Wiener Zeitung

Elisabeth Wäger versteht etwas vom Schreiben und von dem „Betrieb“, der in dieser Welt herrscht, und sie versteht es ebenso, ihre Bitterkeit in einen Text zu kleiden, der so ironisch wie witzig ist. Regisseurin Angelika Messner hat subtil dafür gesorgt, dass der Abend viele Töne und auch Aktionen bekommt.
Renate Wagner, Vorarlberger Nachrichten

Pointiert und witzig entwickelt die gebürtige Vorarlbergerin Wäger ihren knapp einstündigen Monolog für eine Schauspielerin. In der kammerspielartigen Inszenierung von Angelika Messner trägt diesen Isabel Weicken sehr akzentuiert.
Barbara Freitag, Neue Vorarlberger Tageszeitung

Produktionen M