1992/93
Haupthaus

Maria Stuart
von Friedrich Schiller

Premiere 6. September 1992

Elisabeth: Babett Arens
Maria Stuart: Andrea Eckert
Leicester: Georg Schuchter
Shrewsbury: Peter Uray
Burleigh: Michael Rastl
Davison: Klaus Rohrmoser
Paulet: Robert Hauer-Riedl
Mortimer: Cornelius Obonya
Aubespine: Hannes Gastinger
Okelly: Max Schmiedl
Hanna: Kennedy Brigitte Antonius
Grafen von Kent: Bernhard Hall, Wolfgang Klivana,
Günter Baumann, Wolfgang Lesky

Inszenierung: Antje Lenkeit
Bühne: Hans Richter
Kostüme: Beatrice von Bomhard

Goethe nannte sie ,die beiden Huren‘ und drückte damit das Befremden aus, das „Maria Stuart“ neben Bewunderung und Begeisterung für Schillers formal vollendetstes, „klassischstes“ Drama auslöste. Schon daß Schiller das Eindringen privater Leidenschaften, seelischer Verstörungen und aufgestauter Affekte in politisches Handeln am Beispiel zweier Frauen demonstrierte, war ungewöhnlich für eine Zeit, in der die Frauen real über keinerlei politische Macht verfügten. Daß er beiden Frauen neben Verstand und Gefühl auch Sexualität zubilligte, daß er die beiden Königinnen auch zu zwei Weibern machte, war sensationell und sicherte dem Stück seinen bis heute andauernden Publikumserfolg.
Was an „Maria Stuart“ aber vor allem bis heute fasziniert, ist die Genauigkeit, mit der der Dichter Rollenkonflikte von Frauen beschreibt, die in eine „männliche“ beruflich politische Sphäre eintreten. Daß Elisabeth, um sich als Regentin durchzusetzen, „männliche“ Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Askese, Disziplin und Intellektualität in den Vordergrund rücken und „weibliche“ entsprechend zurückdrängen muß, läßt sie in den Augen der Männer wenig begehrenswert erscheinen, beraubt sie ihrer Anziehungskraft. Daß Maria ihre Aufgaben als Regentin vernachlässigt und ganz auf ihre Anziehungskraft als Frau setzt, ermöglicht ihr zwar ein Leben in Fülle und einen Tod in Würde, doch besiegelt letztlich ihren politischen und physischen Untergang.
Das Problem ist nicht ein spezifisch weibliches. „Der Mensch unterdrückt entweder die Forderungen seiner sinnlichen Natur, um sich den höheren Forderungen seiner vernünftigen gemäß zu verhalten; oder er kehrt es um und ordnet den vernünftigen Teil seines Wesens dem sinnlichen unter …“ schrieb Schiller.

 
Pressestimmen

Regisseurin Antje Lenkeit zeigt in ihrer sehr genauen, zwanglos überzeugenden Inszenierung nicht so sehr den Machtkampf zweier Königinnen. Es geht schlicht um die Frage, welches Verhalten einer Frau bleibt, die innerhalb einer traditionell männlich strukturierten Führungsschicht ihre Position zu behaupten hat.
Der Standard

Beispiel großen Frauentheaters – Konfrontation zweier Prinzipien. Dreieinhalb Stunden packendes Theater.
Salzburger Nachrichten

Nicht um das englisch-schottische Throngemetzel im 16. Jahrhundert geht es. Sondern um zwei Frauen, die sich im Männerberuf des Machtpolitikers zu behaupten haben. Maria Stuart versucht es mit weiblichen Waffen. Andrea Eckert hat Ausstrahlung und Größe. Elisabeth schlägt den tauglicheren Weg ein: Sie tötet ihre Gefühle ab. Babett Arens ist eine faszinierende Kunstfigur. In Hans Richters klarer Ausstattung ist Georg Schuchter ein brillanter Leicester, stürmt Cornelius Obonya kraftvoll in den Abgrund. Fade ist die Aufführung nie.
Kronenzeitung

Antje Lenkheit lässt nicht nur zwei sehr unterschiedlich fühlende und handelnde Frauen sondern auch zwei unterschiedliche politische Systeme gegeneinanderprallen. Hier die der katholischen Tradition und der damit verknüpften Herrschaftsidee verpflichtete schottische Königin, dort die kühl taktierende Monarchin, die England in die Neuzeit führt. Aus diesem Konflikt du seiner zeitgemäß gültigen Umsetzung bezieht die Aufführung ihre überdurchschnittliche Qualität.
Tiroler Tageszeitung

Der Streit der beiden Königinnen geht in jeder Beziehung ins Prinzipielle, die Rivalität geht über das Politische hinaus. Andrea Eckert bewahrt in der Gefangenschaft noch stolze Fassung, ihr billigt die Regie, nicht immer zu ihrem Vorteil, auch pathetische Ausbrüche zu. Babett Arens ist die Überlegene. Kälter, distanzierter und doch zutiefst betroffen, ist ihre Königin Elisabeth.
Kurier

Ganz offensichtlich personifizieren die beiden Königinnen zwei Welten: Elisabeth, die fortschrittliche, aufgeklärte Herrscherin, Maria Stuart die konservative Regentin, die ganz auf ihre Anziehungskraft als Frau setzt. Für Elisabeth bedeutet das moderne Mittel der Darstellung, für Maria aber Pathos, echtes Pathos. Für Andrea Eckert eine schwierige Aufgabe, die sie meisterhaft beherrscht.
Zeichen der Zeit, Hamburg

Im Volkstheater hat Antje Lenkheit den politischen Kampf der beiden Königinnen auf den grundlegenden Konflikt rivalisierender weiblicher Lebensentwürfe reduziert. Sowohl Elisabeth als auch Maria geraten auf Grund ihrer Machtpositionen in unvereinbare und unlösbare Rollenkonflikte zwischen ihrer Identität als Frau und als Regentin. Dieses Double-bind ist, so scheint es, von wahrhaft zeitloser Geltung.
Die Furche

Dreieinhalbstündige Abstrusitätenschau.
Wiener Zeitung

So kann das Drama nicht aufgehen, die Historie, die da schwerfällig immer wieder erzählt und betont wird, die Thesen und Sentenzen, die die männlichen Großchargen vor sich her tragen, hängen sich wie Blei ans Konzept. Hohl klingen Friedrich Schillers Verse.
Wirtschaftswoche

Produktionen M