2001/02
plafond

Meine Mama, mein Temelin
von Harald Kislinger

Uraufführung

Premiere 9. Juni 2002

Mit
Christian Kainradl
Erika Mottl

Inszenierung: Peter M. Preissler

 
Der äußerst produktive aber in Wien vergleichsweise wenig gespielte (ober)österreichische Dramatiker schreibt über sein Stück:
„Zwei Leute, die ich kenne, warten auf sich selbst, in einer Landschaft, die das Grün verliert, verliert die Landschaft ihre Hoffnung? Wenn Temelin verschwindet, verschwindet ja die Angst. Das haben Leute dort gesagt. Da verschwindet etwas, das man nicht mehr steuern kann…Es geht nicht um das Werkl dort, um Temelin, es geht ja um ein Zeichen, eben, dass wir alle dann verschwinden, letztlich, aber da gehts schon um Leute, um ihr Leben, die da leben an der Grenze: Die haben eine Angst, ich auch …“
„Meine Mama, mein Temelin“ ist so hasserfüllt, verzweifelt und chaotisch wie andere Stücke Kislingers und doch ein beinahe zarter, zärtlicher Text über den Hass, die Verzweiflung und das Chaos.

 
Pressestimmen

Im Einakter „Meine Mama, mein Temelin“ versucht der Autor mit sehr direkten sprachlichen Mitteln auf die Situation von Menschen hinzuweisen, die von ihrer Umwelt, aber auch von ihrem eigenen Leben erdrückt werden. Bei der Urauffführung wurde Kislingers Schwarz-Weiß-Malerei noch von Peter M. Preisslers Regie verstärkt.
Christine Dobretsberger, Wiener Zeitung

Eine Bäurin räumt auf. Grimmig wirft sie ale Möbel, Fotos, Brife, Bücher, ihre Kleider, Schuhe auf einen Haufen. Nach und nach begreift man, was hier geschieht – dass sich die Bäurin selbst einen Scheiterhaufen errichtet. „Bald sind wir tot. Wir verbrennen.“ Temelin ist nebenan. Die Mutter frißt den Protest in sich hinein, der Sohn spuckt sienen aus. Zwei Leben im Mühlviertel, das seinen Bewohnern nicht viel geboten hat.
Mit grimmiger Konsequenz, still, aber ungeheuer einprägsam, entledigt sich Erika Mottl als Bäurin ihrer Existenz: „Bleibt nicht viel übrig von so einem Leben.“ Der Nihilismus des Sohns (Christian Kainradl) artikuliert sich lauter, ist deshalb nicht stärker.
Die Aufführung in der Regie Peter M. Preisslers macht die 60 Minuten stark. Die Ängste, die im Mühlviertel, wo Temelin herüberleuchtet, noch deutlicher sind als anderswo – hier sind sie Theater geworden.
Renate Wagner, Neues Volksblatt

Zum Saisonfinale wirft das Volkstheater mit der Uraufführung von Harald Kislingers „Meine Mama mein Temelin“ einen gehässigen, verzweifelten aber auch gesellschaftskritischen und beinahe liebevollen Blick auf eine bedrohte Heimat, auf ein bedrohtes Leben.
TG, Kronenzeitung

Produktionen M