1998/99
plafond

Messer in Hennen
von David Harrower
(Deutsch von Felicitas Groß)

Premiere 11. April 1999

Junge Frau, Landarbeiterin: Anna Franziska Srna
Pony-William, Pflüger: Günter Franzmeier
Gilbert Horn, Müller: Andreas Puehringer

Regie: Stephanie Mohr
Ausstattung: Christine Tritthart

Die Frau und der Pflüger. Die Frau arbeitet im Haus, ihr Mann draussen auf dem Feld. Die im Dorf nennen den Pflüger Pony-William, wegen seiner Liebe zu den Pferden. Die Frau mag es nicht, wenn sie ihn so nennen.
Die Frau und der Müller. Die Frau bringt das Korn zum Mahlen. Sie hat Angst. Die Leute sagen, der Müller habe Frau und das Neugeborene umgebracht. Und verschwundene Männer gäb’s und Frauen, die jetzt Katzen sind und Ziegen und Affen. Der Müller schreibt alles auf, was in seinem Kopf ist. Am Ende des Tages. Jeden Tag.
Die Frau und die Namen. Die Frau will jedes Ding mit seinen Namen bennnen. „Alles was ich tun muß, ist Namen hineinstoßen in das, was da ist, wie ich mein Messer in den Magen einer Henne stoße. So erkenne ich, daß Gott da ist.“
Die Frau begibt sich an die Grenzen der Welt, verläßt die bestehende Ordnung, in der es keinen Platz für Fragen gibt. Die Entdeckung der Lücke zwischen dem Sagbaren und dem Unsagbaren, der Weg der Erkenntnis wird zum Wagnis, fordert Opfer, zerstört und befreit zugelich.
Die Frau und der Müller töten William, verbringen eine Nacht miteinander, trennen sich. Sie kümmert sich jetzt um das Feld und die Pferde. Sie hat begonnen zu schreiben.
Das erste Stück des jungen schottischen Autors David Harrower (1996 in Glasgow uraufgeführt) wurde 1997 von „Theater heute“ zum besten ausländischen Stück des Jahres gewählt.

 
Pressestimmen

Es macht auch bei der Avantgarde selten Gewordenes wieder wahr: Theater wird zur Parabel, zum Gleichnis. Kurz, knapp und dramaturgisch äußerst dicht gebaut ist Harrowers Stück von Beginn an. Stephanie Mohr inszeniert vor Christine Trittharts Holzplankenwand ein im antiken Sinn strenges Spiel. Effektvolle Licht- und Traumsequenzen unterstreichen die trostlose Atmosphäre zwischen Stall und Acker. Anna Franziska Srna überrascht bei Verschrecktheit und stammelnder Namenssuche ebenso wie mit dem Erkennen, „daß Gott da ist“. Perfekt!
Thomas Gabler, Kronenzeitung

Eine dichte, sorgfältig gearbeitete Inszenierung voll dramatischer Momente.
Karin Kathrein, Kurier

Stephanie Mohr schuf einen intensiven, konzentrierten Abend. Die entmediatisierte Welt läßt Momente der Stille entstehen, die in angenehmem Kontrast stehen zu unser aller entnervenden Realität. Vielleicht liegt ja hier der seltsame Erfolgsquotient des Stücks. Stephanie Mohr jedenfalls gelang eine der derzeit stimmigsten Produktionen des Volkstheaters. Man wünscht sich weitere Arbeiten auf der großen Bühne.
Cornelia Niedermeier, Der Standard

Einen außergewöhnlichen Theaterabend gestalten Anna Franziska Srna, Günter Franzmeier und Andreas Puehringer am Plafond des Wiener Volkstheaters. In der Regie von Stephanie Mohr gelingt es dem Schauspielertrio, die holzschnittartig angelegten Figuren dieses schottischen „Volksstücks“ zum Leben zu erwecken, sie mit Farbe und feinsten Nuancen auszustatten.
Manfred A. Schmid, Wiener Zeitung

In der kargen Ausstattung von Christine Tritthart läßt Stephanie Mohr ihre drei Darsteller zu Höchstleistungen reifen. Jeder Tonfall, jeder Blick, jede Bewegung ist wohlüberlegt. Wir erleben eineinhalb Stunden spannendstes Theater auf höchstem Niveau.
Helmut Schneider, Salzburger Nachrichten

Dem Volkstheater glückt am „Plafond“ eine hervorragende Aufführung. Eine Regiearbeit von beeindruckender Konsequenz und Spannung.
Heinz Sichrovsky, News

Produktionen M