1990/91
Haupthaus

Minna von Barnhelm
oder Das Soldatenglück

von Gotthold Ephraim Lessing

Premiere 23. April 1991
Wiederaufnahme 1991/92
Gastspiel im Vigszinhaz-Theater, Budapest: 24. März 1992

Mit
Babett Arens (Franziska)
Thomas Evertz (Werner)
Uwe Falkenbach (Graf von Bruchsall)
Eugen Andreas Hamel (Bedienter)
Cornelia Lippert (Minna)
Roger Murbach (Wirt)
Cornelius Obonya (Just)
Albert Rolant (Riccaut)
Hertha Schell (Dame in Trauer)
Ronald Seboth (Feldjäger)
Johannes Terne (Tellheim)

Die Inszenierung haben erarbeitet:
Andrea Bernd, Piet Drescher, Alfons Janser,
Ingrid Rencher, Emmy Werner

Ein Krieg ist aus, das Land verwüstet, das Leben der Menschen verheert. Dem in preußischen Diensten stehenden Major von Tellheim hat man den Abschied gegeben und ihn zugleich der Korruption verdächtig gemacht. In einer solchen Lage kann schlecht eine Liebe gedeihen – weshalb der in seiner Ehre gekränkte und in seiner Laufbahn brachliegende Militär sich von dem sächsischen Fräulein Minna von Barnhelm fernhält, mit der ihn aus Kriegszeiten her Liebe verbindet.
Diese Minna aber gibt sich nicht mit Tellheims Resignation, mit dem Stimmungstief der Nachkriegsära und der Unerreichbarkeit einer konkreten Utopie – heiße sie nun Liebe im Privaten oder Frieden im Politischen – zufrieden.
Sie reist, begleitet von ihrer mindestens ebenso tatkräftigen und gefühlvollen Kammerzofe Franziska, ihrem Teilheim nach, mitten hinein ins feindliche Preußen, in die Hauptstadt des Siegerstaats, Berlin. Indem sie das Recht auf Liebe fordert, fordert sie für alle, Sieger und Besiegte, das Recht auf Leben, auf einen friedfertigen Neubeginn.
Doch das bürgerliche Glück, das der Autor Lessing in seinem Lustspiel als eine auf Wirklichkeitssinn gründende Verheißung beschwört, ist nur für die erreichbar, die von diesem Wirklichkeitssinn zur Einsicht in die eigenen Unzulänglichkeiten, in Verletzlichkeiten und Blessuren verführt worden sind. Eine Friedensordnung, im Privaten wie im Politischen, muß mit diesen Unzulänglichkeiten, mit Versehrtheit, Fehler, Verirrung rechnen, wenn sie realistisch, das heißt mit Anspruch auf Dauer, in die Tat umgesetzt werden will.

 
Pressestimmen

Ein Abend, der zum besten zählt, was diese Saison dem Wiener Publikum beschert hat. Und das ist noch zurückhaltend ausgedrückt.“
Der Standard

Mit größtmöglicher Genauigkeit werden die Grade der Seelenverformung gezeigt. Klare Konturen und unsentimentaler Humanismus. Ein Erfolgsabend!
Kronenzeitung

Scherben eines Lustspiels und das Fiasko einer kunstlosen Bastelarbeit. In solchem Chaotentum müssen Stück und Wiedergabe total zerfallen.
Kleine Zeitung

Produktionen M