Molly Sweeny
von Brian Friel
(Deutsch von Ingrid Rencher)
Österreichische Erstaufführung
Premiere 18. Februar 1998
Mit
Roswitha Meyer
Johannes Flaschberger
Frank Michael Weber
Inszenierung: Georg Lhotsky
Ausstattung: Jean Veenenbos
Musik: Peter Kaizar
Molly Sweeney ist seit ihrer frühen Kindheit praktisch blind. Daß sie einen Hauch von Licht, eine Bewegung knapp vor ihren Augen wahrnehmen kann, ist nur für die Ärzte, die sie untersuchen, von Bedeutung, nicht für ihr Leben. Und ihr Leben hat sie sich gut eingerichtet, sie hat einen Beruf, sie ist unabhängig, sie hat Freunde, sie liebt es, Musik zu hören, zu schwimmen, zu wandern, zu tanzen.
Als Frank Molly kennenlernt, verliebt er sich sofort und heiratet sie. Frank ist ein lieber Kerl und sehr engagiert. Er hat schon alles mögliche probiert im Leben und sich für alles mögliche eingesetzt, jetzt setzt er sich für Molly ein. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Blindheit und Sehen, gelangt zu der Überzeugung, daß Molly zu helfen sein muß, und findet einen Arzt, der es versuchen will.
Dr. Rice, der im örtlichen Krankenhaus ordiniert, war einmal ein brillanter Augenarzt, eine internationale Kapazität gewesen, bevor ihn seine Frau verlassen hat und sein Leben in Scherben gegangen ist. Jetzt hat er zwar ein Alkoholproblem, aber die Operationen, die Molly ihr Augenlicht wiedergeben sollen, sind für einen Könner wie Rice nicht sonderlich schwierig. Und sie gelingen. Molly sieht! Sie sieht nicht besonders gut, aber zum ersten Mal in ihrem bewußten Leben sieht sie Farben und Licht und Dinge und Menschen. Ein neues Leben beginnt.
Das Zusammentreffen dieser drei Menschen mit ihren persönlichen Schicksalen führt zu einem Moment namenlosen Glücks, zu unerwarteten Problemen und schließlich in die Katstrophe.
Der große irische Schriftsteller Brian Friel hat sich von einer Fallstudie von Oliver Sacks anregen lassen, aber die Geschichte von Molly, Frank und Dr. Rice frei erfunden. Er schildert sie in einer für das Theater ungewöhnlichen, sehr eigenwilligen und nachdenklichen Form.
Pressestimmen
Die behutsame Inszenierung Georg Lhotskys verzichtet auf jegliche Theatralik. Im Mittelpunkt stehen die Stimmen der drei Akteure.
Manfred A. Schmid, Wiener Zeitung
Tatsächlich hätte das Stück als Hörspiel wohl größere Wirkung, denn eine Beziehung zwischen den Dreien (Roswitha Meyer hat als Molly noch die leidlich dankbarste Aufgabe, Johannes Flaschberger als Ehemann und Frank Michael Weber als Arzt bleiben blaß) kann so nicht hergestellt werden.
Wolfgang Huber-Lang, Der Standard