1993/94
plafond

Der Mythos Medea – Frau sein und fremd
Eine Textcollage

Premiere 12. Oktober 1993

Mit
Babett Arens, Vera Borek, Erwin Ebenbauer, Andrea Eckert, Herbert Föttinger, Elisabeth Gassner, Adolf Lukan, Frank Michael Weber

Zusammenstellung und Gestaltung: Susanne Wolf

Texte von Jean Anouilh, Appolonius Rhodius, Franz Grillparzer, Michel Azama, Matthias Braun, Wolfgang Cordan, Pierre Corneille, Euripides, Marianne Gruber, Hans Henny Jahnn, Robinson Jeffers, Friedrich M. Klinger, Ernst Legouvé, Svende Merian, Seneca, Friedrich J. H. von Soden, Botho Strauß, Christa Wolf u.a.

Der Mythos Medea – eine Frauengeschichte zum Thema Liebe, Abhängigkeit und Konsequenz. Und: eine Paraphrase über Weisheit, Grenzen der Selbstaufopferung, weibliche Gegenwehr. Der alte Mythos erzählt das Leben der Seherin Medea, die in der Übersetzung die „Wissende“ heißt und aus Liebe zu einem Fremden ihre Heimat verrät, verläßt, jenem in sein Land folgt. Medea flieht mit Jason, den sie erst durch ihre Kräfte zum Helden gemacht hat, über Umwege nach Korinth. Und hier beginnt Medeas Tragödie: Jason verstößt sie, einer anderen wegen. Und Kreon, der Herrscher von Korinth weist sie aus dem Land. Medea wehrt sich auf ihre Weise: sie ermordet die Rivalin, später auch ihre eigenen Kinder. Sie entflieht, Jason bleibt alleine zurück…
Einen Abend lang werden zwei Geschichten erzählt, einen Abend lang stehen sich Vergangenheit und Gegenwart kontrastreich gegenüber.
Hier – der alte Mythos voller Fabeltiere, Götter und Magie. Fließend collagiert aus Texten von Seneca bis Hans Henny Jahnn.
Hier das neue Leben: ohne Fabeltiere, Götter und Magie – der nüchterne Alltag einer Frau, die in einem zivilisierten Land wie Österreich als Fremde lebt, allein und verlassen im Wirrwarr der Gesetze, im Beschuß der Vorurteile. Realistische Texte aus den Medien, aus den Gesetzblättern, aus modernen Stücken bestimmen den zweiten Teil.
Was verbindet damals und heute, was verbindet Korinth und Österreich, Rußland und Kolchis ?
Der Mythos Medea: eine Frauengeschichte, eine Männergeschichte, eine Ehegeschichte – ein kontrastreicher Spannungsbogen von Berechnung, Feigheit, Stärke, Treue und Hoffnungslosigkeit.
Ein zeitloser Mythos, eine spannende Diskussion über starke Emotionen, über Frausein und Fremdsein, gestern und heute …

Produktionen M