Die Nachbarin
von Zorica Radakovic
(Deutsch von Klaus Detlef Olof)
Uraufführung
Eine Koproduktion mit dem Theater mbH.
Premiere 27. Februar 2002
Mit
Susanne Altschul
Irene Colin
Sylvia Eisenberger
Robert Hauer-Riedl
Erika Mottl
Doris Weiner
Inszenierung: Johanna Tomek
Bühne: Werner Schönolt
Kostüme: Evelyn Luef
Musik: Paul Winter
Kroatien 1990/91. Ein bürgerliches Bündnis hatte bei den Wahlen gesiegt und setzte auf Nationalismus, Auflösung des jugoslawischen Staatsverbands und Eigenstaatlichkeit. Die serbische Minderheit in Kroatien begann sich zu wehren, es kam zu blutigen Zusammenstößen zwischen Serben und Kroaten in der Kranina, die sich nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und Kroatiens und der Intervention der jugoslawischen Armee zum ersten in der Reihe der schrecklichen Balkankriege entwickelten. Vjera, ihr Mann Zvonko und ihre Freundinnen Jagoda, Darja und Nera gehören dem gebildeten Mittelstand an. Noch vor kurzem haben sie sich als Sozialisten verstanden, nun müssen sie mit völlig veränderten Bedingungen zurecht kommen. Bald beginnen sich die Wege zu trennen und die Beziehungen werden schwieriger. Vjera setzt ganz auf Privatleben – während der neue Staat entsteht, konzentriert sie sich auf die Einrichtung der neuen Wohnung – doch auch das private Glück will sich bei der wachsenden nationalen Hysterie und der steigenden Kriegsgefahr nicht recht einstellen. Ihre neue Nachbarin, die zwischen naiver nationaler Euphorie und Sorge um den Sohn, den diese Euphorie das Leben kosten könnte, hin- und hergerissen ist, scheint ihr wesentlich stärker und vitaler.
Zorica Radakovic, Jahrgang 1963, rechnet in ihrer intelligenten, bösen Komödie, die von einer hochkarätigen Jury mit dem zweiten Preis des Dramenwettbewerbs für AutorInnen aus Post-Jugoslawien ausgezeichent wurde, mit dem Versagen des Bildungsbürgertums bei der Gestaltung der politischen Realität ab.
Pressestimmen
Nationalismus, Chauvinismus und Opportunismus sind die Hauptthemen in Zorika Radikovics Komödie. Ein brodelndes Stimmungsbarometer, das die Nähe zwischen persönlichem Notstand und struktureller Problematik aufzeigt.
Christiane Dobretsberger, Wiener Zeitung