2000/01
Haupthaus

Die Nashörner
von Eugene Ionesco
(Deutsch von Claus Bremer)

Premiere 11. Oktober 2000

Mit
Andreas Vitásek (Behringer)
Toni Böhm (Hans)
Chris Pichler (Daisy)
und Inge Altenburger, Hasija Boric, Wolf Dähne, Erwin Ebenbauer, Günter Franzmeier, Manfred Jaksch, Roger Murbach, Georgi Nikoloff, Renate Olarova, Thomas Stolzeti, Doris Weiner, Peter Uray

Inszenierung: Michael Schilhan
Bühnenbild: Gerhard Fresacher
Mitarbeit: Christine Bärnthaler
Kostüme: Birgit Hutter
Musik: Oliver Welter

 
Das Leben geht seinen normalen Gang, bis plötzlich ein veritables Nashorn durch die Straßen donnert. War es wirklich ein Nashorn? War es ein indisches oder afrikanisches?
Ein Stück aus dem Repertoire des absurden Theaters, eine aberwitzige Gesellschaftssatire. Dass Ionesco nicht eine bestimmte Ideologie bekämpft, sondern die Verführbarkeit das Menschen allgemein beschreibt, lässt es immer wieder aktuell wirken. Gleichzeitig steckt das Stück aus dem Jahr 1959 voll boshaftem Witz und voll lustvoll verspielter Theatralik.

 
Pressestimmen

Vitasek wirkt im ersten Akt wie jemand, der sich aus der Realität in die Inszenierung verirrt hat. Dann steckt seine Authentizität aber an. Sie treibt Toni Böhm zu einer Verwandlungsszene, in der als letzter humaner Begriff das Wort „Moral“ unter Würgen und Schlucken schauderhaft in Urlaute zerfällt. Vera Boreks Frau Ochs entfaltet herzzerreißendes Mitgefühl mit ihrem Nashorn gewordenen Mann. Und Chris Pichlers Daisy schwankt am Ende voll echten Zweifels zwischen Mensch und Tier, zwischen Kultur und Herde. Vitaseks Behringer nimmt als letzter Mensch das Publikum ins Visier. Er gelobt Widerstand. Indem das Publikum Beifall spendet, scheint es sich auf seine Seite zu schlagen.
Cerha, Der Standard

Ionescos „Nashörner“, Synonym für ideologischen Massenwahn, erscheint an Inhalt frisch und treffend satirisch. Der Premierenabend hat den Zwang nach Hellhörigkeit verstärkt.
Gabler, Kronenzeitung

Die Soundeinspielungen von Oliver Welter spiegeln exakt, was mit Volkskrankheit Rhinozeritis umschrieben werden kann. Auch wird der Sog des Stückes dank der rasch verschiebbaren Bühnenkonstruktion (Gerhard Fresacher) kaum unterbrochen.
Dobretsberger, Wiener Zeitung

Die Aufführung hat einen modernen Anstrich, der sich aber näher besehen als bloßes ‚Drüberfarbeln’ enthüllt. Diese ‚Rhinopzeritis’ gleicht mehr einer Grippe. Damit verpufft auch der politische Impetus, der dieses Stück auf den Spielplan brachte.
Thomas Stolzeti zeichnet den wortgewandten Akademiker Stech mit feiner Ironie. Erwin Ebenbauer als „Schmetterling“ ist eine runde Figur – und Manfred Jaksch hat den „Wisser“ präzis studiert: Erst glaubt er nichts, dann hat er immer schon alles gewusst, dann macht er mit.
Petsch, Die Presse

Der Inszenierung gelingt es, eine flotte, schlüssige und auch einigermaßen spannende Geschichte zu erzählen. Aber dass es Ionesco ums Ganze gegangen ist, dass er mit den Nashörnern seinen fundamentalen Ekel auf die Politik artikulieren wollte, dass die Parabel heillos im Weltuntergang mündet – das ist vielleicht zu ahnen, aber nicht zu spüren. Einzig Behringer beschwört im Schlussbild den letzten Menschen inmitten einer verwüsteten Welt, in der alles niedergetrampelt ist.
Pfoser, Salzburger Nachrichten

Produktionen N