2001/02
plafond

norway. today
von Igor Bauersima

Österreichische Erstaufführung

Premiere 21. November 2001
Wiederaufnahme Spielzeit 2002/03
Publikumsgespräch mit Igor Bauersima 12. Mai 2003
Gastspiele bei den Festwochen Gmunden, 2002,
und in Linz (Club Radio OÖ), 2002

Mit
Chris Pichler
Florian Teichtmeister

Inszenierung: Martin Schulze
Bühne und Kostüme: Martina Stoian

 
Ein lebensmüder Norweger sucht im Erfolgsstück von Igor Bauersima über das Internet Gleichgesinnte, die mit ihm in den Tod gehen wollen. Eine junge Österreicherin meldet sich daraufhin, und sie treffen sich auf einer schneeverwehten Klippe in Norwegen, um gemeinsam in den Selbstmord zu springen. Ihre Todessehnsucht hat keine biographische, eher grammatikalische Ursache: Leben war für sie immer nur „am Leben“, nie mitten „im Leben“ zu sein. Eine wahre Begebenheit, die Bauersima anregte, die letzten Stunden der beiden Selbstmörder zu rekonstruieren und der Angelegenheit eine ganz eigene Wendung zu geben. Um für die Nachwelt ihre letzten Stunden mit der Kamera festzuhalten, müssen sie spielen. Wenn sie aber spielen, ist ihnen nicht nach Sterben …
Die Uraufführung fand im November 2000 im Düsseldorfer Schauspielhaus in der Regie des Autors statt.

Igor Bauersima, 1964 in Prag geboren, lebt seit seiner frühesten Kindheit in der Schweiz. Neben seinem Architekturstudium und der Tätigkeit in diesem Beruf ist er seit 1989 als Autor und Regisseur für Theater und Film tätig. 1993 gründete er die freie Theatergruppe OFF OFF-Bühne.

 
Pressestimmen

Hier schreibt einer ein Plädoyer fürs Leben, schreibt einer ein Pamphlet gegen die Wirklichkeit. In Wirklichkeit nämlich hatten eine junge Österreicherin und ein lebensmüder Norweger im Februar 2000 tatsächlich Selbstmord begangen. Julie und August hingegen überleben. Ihre Verzweiflung bleibt kindlich. „norway. today“ ist ein gut gemachter, fast warmherziger Abend.
Peter Schneeberger, profil

Chris Pichler und Florian Teichtmeister spielen die Jungen, die an die norwegische Klippe zum letalen Absturz gekommen sind. Ihr Todeswollen beginnt zu kippen, als sie mit einer Videokamera möglichst unpeinliche Abschiedsgrüße an die Verwandtschaft aufnehmen. Die Betrachtung des Lebe-wohl-Spiels vor der Kamera zeitigt Konsequenzen. War gerade vorhin der Suizid noch beschlossene Sache, dämmern am jungen Lebenshorizont zarte Lebenssehnsuchtslichter. Ein Virtuosenstück.
Reinhold Reiterer, News

Igor Bauersimas eisige Version der letzten Tage der beiden lebensmüden Jugendlichen vor dem Sprung gibt dem Publikum keine Chance, sich zu distanzieren. Auch nicht moralisch. Julie (Chris Pichler) und August (Florian Teichtmeister) und ein dominanter Fernsehschirm auf der schmalen Bühne, der teils die rauhe nordische Landschaft zeigt, teils zum Sprachorgan der beiden wird, geben keine Erklärungen, keine Motive für ihre Entscheidung. Die Herzen beider scheinen vollgefressen an schalen Eindrücken und Erlebnissen aus einer Welt des Überflusses, der Medien, der Show. Beklemmend die unzähligen Versuche, ihren Lieben zu Hause die Tat zu erklären, unheimlich die fast nur verbal ausgetragene Liebesnacht der beiden. Blau glimmt der Boden unter dem Popcorn-Schnee auf der Bühne (Martina Stoian). Die Kälte wie in Norwegen draußen war noch nie so klirrend.
Almuth Spiegler, Die Presse

Martin Schulze stellt Chris Pichler und Florian Teichtmeister auf dem kleinen Bühnenpodest mit einem riesigen Monitor aus und lässt sie ins Publikum sprechen. Dabei treffen die beiden einen coolen Ton, der manchmal ins Komische kippt. Ein schwieriger, weil schwer in Spannung zu haltender Stoff.
Caro Wiesauer, Kurier

Regisseur Martin Schulze konzentriert sich auf das Innenleben der zwei einander fremden Jugendlichen. Video und Musik sind als effektvoll unterstützende Elemente eingesetzt. Julie (Chris Pichler) ist anfangs die treibende Kraft hinter ihren Selbstmordplänen. Ihr Grund: „Ich habe schon alles gehabt.“ Doch allein kommen zu viele Zweifel auf. Da hilft die Kontaktsuche im Netz, Barrieren zu überspringen. Florian Teichtmeister ist als August ihr erhoffter Seelenpartner. Mit „Alles ist nur Fake“ drückt er die Sinnlosigkeit in seinem Leben aus. Das psychisch verdichtete Zusammenspiel der zwei funktioniert erschreckend gut. Ein Blick in den dunklen Spiegel der Internet-Generation.
Oliver Werner, Kronenzeitung

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