1989/90
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Der öffentliche Ankläger Premiere 31. Oktober 1989 Mit Inszenierung: Erich Margo Ein Stück über die von der Macht bestochene Justiz, dargestellt am Beispielfall des öffentlichen Anklägers Fouquier-Tinville während der wechselvollen Ereignisse der Französischen Revolution. Jeden, der für die herrschenden Mächte gerade Unperson war, hat dieser furchtbare Ankläger vor dem Revolutionstribunal, durch erpreßte Geständnisse und mit gekauften Zeugen, dem Henker ans Guillotin-Messer geliefert. Royalisten, Girondisten, Jakobiner dann Danton und schließlich Robespierre. Sie alle endeten auf dem Schafott, und Fouquier-Tinville lieferte die (Schein-) Gründe. Das Volkstheater spielt seine Trümpfe derzeit in den Außenbezirken aus. Erich Margo hat die Geschichte des öffentlichen Anklägers Fouquier-Tinville, der das Ödipus-Schicksal erleidet, als Jäger der Gejagte zu sein, ausgezeichnet in den Griff bekommen. Die Schauspieler des Hauses sind großteils stark wie lange nicht, voran Georg Trenkwitz in der Titelrolle. Er bringt unendlich viele Nuancen der Figur, die zwischen Mordlust und einer gewissen Müdigkeit des Tötens schwankt, gefährlich wie eine Giftschlange, aber keine Sekunde lang so monströs, dass man nicht glaubte, dass es ihn so und nicht anders geben kann. Glänzende Spielarten von Charakter und Opportunismus bekommen wir von Werner Prinz, Alfred Rupprecht, Bernhard Hall, Gerold Rudle und Peter Vilnai. Es blieb zeitlebens die Spezialität des 1986 verstorbenen Exilösterreichers, menschliche Existenzfragen in ein geschichtliches Umfeld zu stellen. Eine Gerechtigkeit, die nur von und für die Macht geschaffen ist, verkörpert der öffentliche Ankläger, der jeden Widersacher und in letzter, blutiger Konsequenz sich selbst ans Messer liefert. |