1989/90
Bezirke

Der öffentliche Ankläger
von Fritz Hochwälder

Premiere 31. Oktober 1989

Mit
Georg Trenkwitz
Isabel Weicken
Alfred Rupprecht
Werner Prinz
Gerold Rudle
Peter Vilnai
Bernhard Hall
Bernhard Letitzky

Inszenierung: Erich Margo
Bühne und Kostüme: Doris U. Reichelt

Ein Stück über die von der Macht bestochene Justiz, dargestellt am Beispielfall des öffentlichen Anklägers Fouquier-Tinville während der wechselvollen Ereignisse der Französischen Revolution. Jeden, der für die herrschenden Mächte gerade Unperson war, hat dieser furchtbare Ankläger vor dem Revolutionstribunal, durch erpreßte Geständnisse und mit gekauften Zeugen, dem Henker ans Guillotin-Messer geliefert. Royalisten, Girondisten, Jakobiner dann Danton und schließlich Robespierre. Sie alle endeten auf dem Schafott, und Fouquier-Tinville lieferte die (Schein-) Gründe.
Als das Blatt der Revolutionsgeschichte sich abermals wendet, haben Tallien, der vom Volk gefeierte Sieger über den Schreckensherrscher Robespierre, und seine nicht minder hoch geachtete Frau Theresia Tallien für Fouquier-Tinville eine besonders knifflige Aufgabe vorbereitet: Für einen nächtlichen Prozeß vor dem Revolutionstribunal soll er präpariertes Beweismaterial und frische Zeugen liefern, um über einen Unbekannten das Todesurteil fällen zu können. Als bedenkenloser Befehlsempfänger und karrierebesessener Pflichterfüller führt er aus, was angeordnet wurde — und Hochwälders wie ein Kriminalreißer abrollendes Drama enthüllt einen teuflischen Plan.

 
Pressestimmen

Das Volkstheater spielt seine Trümpfe derzeit in den Außenbezirken aus. Erich Margo hat die Geschichte des öffentlichen Anklägers Fouquier-Tinville, der das Ödipus-Schicksal erleidet, als Jäger der Gejagte zu sein, ausgezeichnet in den Griff bekommen. Die Schauspieler des Hauses sind großteils stark wie lange nicht, voran Georg Trenkwitz in der Titelrolle. Er bringt unendlich viele Nuancen der Figur, die zwischen Mordlust und einer gewissen Müdigkeit des Tötens schwankt, gefährlich wie eine Giftschlange, aber keine Sekunde lang so monströs, dass man nicht glaubte, dass es ihn so und nicht anders geben kann. Glänzende Spielarten von Charakter und Opportunismus bekommen wir von Werner Prinz, Alfred Rupprecht, Bernhard Hall, Gerold Rudle und Peter Vilnai.
R. W., Vorarlberger Nachrichten

Es blieb zeitlebens die Spezialität des 1986 verstorbenen Exilösterreichers, menschliche Existenzfragen in ein geschichtliches Umfeld zu stellen. Eine Gerechtigkeit, die nur von und für die Macht geschaffen ist, verkörpert der öffentliche Ankläger, der jeden Widersacher und in letzter, blutiger Konsequenz sich selbst ans Messer liefert.
Während die Regie, die kaum über mehr als plumpe handwerkliche Mittel verfügt, Statisterie über die Bühne stelzen lässt, in der gerade Isabel Weicken als eiserne Lady und Peter Vilnai als hasenherziger Opportunist einen Eindruck hinterlassen, brillierte Georg Trenkwitz in einer atemberaubenden Parade menschlicher Schlechtigkeit. Sein seelisches Schwarz macht diese Aufführung sehenswert.
Konrad Kramar, Kronen Zeitung

Produktionen O