2002/03
plafond

Passen S’ auf, ein Herz ist kein Witz!
Ödön von Horvàth: Skizzen, Fragmente, Prosa

Lesung mit Didi Macher und Ulf Birbaumer

Premiere 18. Mai 2003

„Passen S’ auf, ein Herz ist kein Witz!“ Das sagt die Wirtin zu Horváths müdem Don Juan, als er gegen Ende des Stücks in ihrem Hotel logiert. Um gefährdete Herzen, durchaus doppelsinnig gemeint, geht es in der Textcollage aus biographischen Notizen, Berichten, Briefen mit Passagen aus dem Romanwerk Horváths („Ein Kind unserer Zeit“, „Jugend ohne Gott“, „Der ewige Spießer“). Und um die Sehnsucht nach ein bisserl Glück angesichts des bereits unaufhaltsamen Aufstiegs des „Oberplebejers“, wie Horváth den Herrn Adolf aus Braunau zu nennen pflegt. Es geht um die kalt gewordene Welt (Symbol: Schneemann), wo sogar die jungen Mädchen Soldaten und die Buben statt Räuber und Gendarm das Geländespiel „Den-verlorenen-Flieger-suchen“ spielen, wo Horváth mit den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ Berlin erobert (1931) und wo zwei Jahre später die Uraufführung von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ verboten wird. In diese Zeit zunehmenden kollektiven Unglücks hinein plant Max Reinhardt eine „Revue des Glücks“; Robert A. Stemmle und Horváth sind als Koautoren vorgesehen, Walter Mehring sollte die Songs schreiben. Zur Ausarbeitung oder gar Aufführung kommt es nicht mehr. Hitler herrscht in Berlin, Horváth verläßt die Stadt. 1932, zu Silvester, tanzt die ahnungslose Menge noch auf der Suche nach dem persönlichen Glück zu den Melodien der „goldenen Zwanzigerjahre“ auf dem Vulkan des hereinbrechenden Pandämoniums. Eine Ahnung davon vermitteln Horváths Texte und die Kakophonie der Tonbild-Beispiele der Epoche.

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