2001/02
Forum U3

Phaidras Liebe
von Sarah Kane
(Deutsch von Sabine Hübner)

Österreichische Erstaufführung

Premiere 4. November 2001

Phädra: Isabel Martinez
Hippolytos: Raphael von Bargen
Strophe: Piroska Szekely
Priester/Arzt: Hannes Gastinger
Theseus: Thomas Stolzeti

Inszenierung: Michael Wallner
Ausstattung: Laszlo Varvasovszky

 
Euripides führte die mythische Figur der Phaidra in die Dramenliteratur ein, Racine etablierte und vermenschlichte sie. Sarah Kane instrumentiert sie. Die radikale englische Autorin hat Hyppolitos als eine Figur der Überschreitung interessiert, die als Sonde in den Mythos eingeführt wird, um in ihm – wie in einem Hohlspiegel – etwas über die Gegenwart zu erfahren.
Kane hat ein Beziehungsdrama von kaum überbietbarer Drastik geschaffen. Die Sprache nimmt den krudesten Gegenwartston auf und stellt ihn auf grelle Lautstärke.

 
Pressestimmen

Cola-Flaschen, Chips-Packungen, Video-Kasetten und dreckige Socken – das königliche Geschlecht haust im Zivilisationsmüll. Und auch die Liebe ist in einer Zeit des grenzenlosen Hedonismus zum reinen Sexualakt verkommen. Sehr ruhig, sehr sachlich zeichnet Michael Wallner in der kühlen, sparsamen Dekoration von László Varvasovszky den Fall eines Königshauses nach. Phaidras nur secuell erwiderte Liebe zu ihrem Stiefsohn Hippolytos ist der Auslöser der Katastrophe. ein Teufelskreis aus Hass, Gewalt und Lynchjustiz setzt ein.
Peter Jarolim, Kurier

In der Regie von Michael Wallner wird der sterile U3-Raum des Volkstheaters (Bühne László Varvasovszky) zum spannungsgeladenen Schauplatz zwischen archaiischen und modernen Welten.
Christine Dobretsberger, Wiener Zeitung

Raphael von Bargens Hippolytos: ein inwendiges Tasten und Lebenstraum-Suchen, Zähneknirschen und Angstschwitzen – der Versuch, sich und Kanes rastloses, ratloses Fragen aufs große, ganze Spiel zu setzen.
Ronald Pohl, Der Standard

Michael Wallner entwickelt für das auf schmerzhaft lakonische Dialoge verdichtete Stück zwar keinen besonderen szenischen Ehrgeiz; die betont nüchterne Inszenierung – mit dem großartigen Kotzbrocken Rahael von Bargen als Hippolytos – ist dennoch eine der spannendesten Theaterstunden, die Wien derzeit zu bieten hat.
Wolfgang Kralicek, Der Falter

Produktionen P