Push up 1–3
von Roland Schimmelpfennig
Österreichische Erstaufführung
In Zusammenarbeit mit Theater.Punkt
Ab 13. März 2002
Das Stück wurde mit dem „Nestroy“ als bestes Stück des Jahres ausgezeichnet.
Angelika: Alexandra Sommerfeld
Sabine: Elisabeth Kopp
Robert: Simon Hatzl
Patricia: Christiane Ostermayer
Hans: Erwin Ebenbauer
Frank: Alexander Lhotzky
Heinrich: Wolfgang Klivana
Maria: Sabine Herget
Inszenierung: Sabine Mitterecker
Bühne: Notker Schweikhardt
Kostüme: Vera Winkler
Choreographie: Nina Gabriel
Im Blickwinkel der Karriere hat das Leben nur noch eine Richtung: nach oben, ganz nach oben. Der deutsche Dramatiker Roland Schimmelpfennig („Die Arabische Nacht„) zeigt in seinem neuen Stück „Push Up 1-3„ die Firmenzentrale eines internationalen Konzerns im Längsschnitt. Erfolg bemisst sich hier nach Stockwerken. Leistungsbereite, flexible, kreative und vor allem immer jüngere Angestellte überbieten einander darin, möglichst schnell einen Job in Augenhöhe ihrer Chefs zu ergattern. Speed kills. Verlieren ist beim „Abenteuer Wirtschaft„ nicht vorgesehen. Das ist etwas für Unflexible, die vor den Herausforderungen der Informationsgesellschaft nicht bestehen. Wo alles möglich erscheint, ist nichts gewiss. „Push Up“ (engl. für Liegestütz), das permanente Stemmen für den Kurs der „Ich-Aktie„ macht mürbe.
In der neuen Arbeitswelt verschwimmt die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem. Arbeit und Freizeit werden eins. Das Team ersetzt die Familie. Doch diese Gemeinschaft bietet keinen Schutz. Beim täglichen Eliminationsspiel im Büro droht jedem zu jederzeit das Ausscheiden. Es herrscht totale Mobilmachung. Gleich dreimal kommt es zum Finalkampf um die berufliche Existenz, drei Männer, drei Frauen, drei Duelle: Frau/Frau, Mann/Frau, Mann/Mann. Der Einsatz geht aufs Ganze, der Ausgang ist ungewiss.
Ein gemeinsames Projekt: Diese Aufführung realisiert das Volkstheater Wien in einer Koproduktion mit dem Verein Theater.Punkt. Die erste Produktion von Theater.Punkt, „Nichts Schöneres“ in der Regie von Sabine Mitterecker, wurde mit dem Nestroy-Preis 2000 für die beste Off-Produktion ausgezeichnet.
Die Zusammenarbeit des Hauses mit dieser erfolgreichen Gruppe aus der freien Theaterszene ist ein neuer Akzent in der Wiener Theaterlandschaft. Im gesamten deutschen Sprachraum hat das Theater aus der Off-Szene wichtige Impulse und Neuerungen erfahren.
Das Volkstheater überschreitet mit dieser Partnerschaft überkommene Trennlinien und für die beteiligte freie Gruppe bietet die Zusammenarbeit mit einem großen Theater eine nachhaltige Verbesserung ihrer Produktionsbedingungen.
Das gemeinsame Projekt festigt auch die Bedeutung der Spielstätte Forum U3 als Ort für neue Theatertexte.
Pressestimmen
Es ist nicht die geringste Pointe von Roland Schimmelpfennigs Rededuellfolge „Push up 1–3“, dass die auf den obersten Sprossen der Karriereleiter zäh Ausharrenden in Wahrheit Schiffbrüchige sind: Die Manager in den Vorstandsetagen kumulieren tagsüber Macht und Prestige. Spätestens mit Einbruch der Normalität, einsam auf ihren Futons, in ihren Nasszellen, auf ihren Hometrainern, fühlen sie ein nahezu unbegreifliches Elend in sich hochsteigen. Im U3-Raum sind es Puppen: Von Notker Schweikhardt und Vera Winkler makellos ausgestattet, warten sie auf ein Begehren, eine kleine Leidenschaft, die ihre porentiefe „Makellosigkeit“ transzendierte. Es wäre der rettende Fehler – im System. Sabine Mittereckers Inszenierung ist eine kluge Meditation über die Art und Weise, wie hochgerüstete Menschen gnadenlos zurückfallen hinter die Standards ihrer eigenen Ethik.
Der Standard
Quer durch alle Etagen moderner Erwerbstätigkeit hat Roland Schimmelpfennig seine Figuren angesiedelt. Sie sind qualifiziert, flexibel, ehrgeizig – und sexy: Der verbale Schlagabtausch um Posten, Positionen und Moneten ist ein dichter Dialog, den Sabine Mitterecker von Theater.Punkt ohne eitle Effekte in Szene gesetzt hat. Sprache, Ausdruck und Gesten sind es, die ihre acht Personen auf dem Laufsteg mit Plüschteppich beherrschen. Erniedrigung – oder Genugtuung – spielen perfide Hauptrollen. Nur ab und zu blitzt Gefühl durch, scheint das Ego der Karrieristen aus allen Fugen zu geraten. Hervorragend und perfekt im Kampf um die Gunst des Chefs im 16. Stock: Alexandra Sommerfeld und Elisabeth Kopp als Rivalinnen.
Kronenzeitung