1988/89
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Die respektvolle Dirne Premiere 4. April 1989 Lizzie: Mercedes Echerer Inszenierung: Fritz Zecha Im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika wurde während einer Eisenbahnfahrt junge Prostituierte von einem weißen Mann sexuell belästigt. Einer von zwei Schwarzen, die sich gleichfalls in dem Abteil befanden, wird bei dem Versuch, dem Mädchen zu helfen, erschossen, der andere flüchtet panikartig, um nicht von einer aufgehetzten Masse gelyncht zu werden. Ein Stück gegen Rassismus, vor allem aber ein Stück über die Unterwerfung diskreditierter Menschen. Warum haben sie still gehalten, warum haben sie sich nicht gewehrt? Das Stück gegen die Herrenmenschenmentalität ist wohl auch ein verzweifelter Versuch, die eigene heimliche Bewunderung für die Sieger zu diskreditieren. Fritz Zecha hat das Stück so drastisch inszeniert, wie es geschrieben ist. Eine Lizzie ist schwer aufzutreiben. Sie muß sexy, dumm, naiv und guthezig sein. Die ausgezeichnete Mercedes Echerer kann nicht überspielen, dass sie eine selbstbewußte, gebildete junge Frau von heute ist. Da hat es Reinhard Winter leichter, dieses Stück männliche Geilheit mit allen seinen Vorurteilen, seinem Größenwahn und Herrenbewußtsein darzustellen. Fritz Zecha unterstreicht das Dokumentarische der politischen Dimension, reduziert das Schauspiel damit aber allzu sehr auf das Klischee eines antiamerikanischen Tendenzstücks. … Während der Aufführung drängen sich diese Gedanken allerdings kaum auf, weil die Inszenierung einen gewissen Schwung hat und vor allem Mercedes Echerer das Angespannte der Situation voll erfühlt und erfüllt. Den Neger, dem man ein Verbrechen in die Schuhe schiebt, nur weil er schwarz ist, spielt Gilbert Ehoulan mit trauriger Angst und voll wissenden Gefühls. Reinhardt Winter als gewissenloser Senatorssohn zeigt sich von schneidender Kälte, als Vertreter einer Ku-Klux-Klan Mentalität, die mit bewusster Vordergründigkeit auch von Ronald Seboth, Romuald Olczykowski, Andreas Schlager und Alfred Rupprecht vertreten wird. Den niederträchtigen Senator stellt Rudolf Strobl mit beklemmender Echtheit dar. Sehr ansprechend sind das praktikable Bühnenbild von Frieder Klein und die von Jutta Brandau entworfenen Kostüme.
Ein raffiniertes, kleines Drama, sprachlich sehr genau und eigentlich sehr spannend. In der Außenbezirke-Produktion wird eine lustlose Pflichtübung daraus. Das einfallslose Bühnenbild entspricht der Regie von Fritz Zecha, der die Schauspieler agieren läßt wie in einem anspruchslos heruntergedrehten Western. |