1988/89
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Rücken zur Wand Premiere 31. Jänner 1989 Direktorin: Hilde Sochor Inszenierung: Peter M. Preissler Ort der Handlung ist eine entlegene Villa, in der die Besitzerin eine Art privates Wohnheim betreibt. Was sie großspurig Sanatorium nennt, ist ein Abstellplatz für Frauen, die von ihren Familien abgeschoben wurden oder die ohne Familie vereinsamt sind. Eine prekäre Notgemeinschaft: die Direktorin sorgt mit wenig Zuneigung für ihre vier Schützlinge, die sorgen für den Lebensunterhalt der Direktorin. In die skurrile Scheinidylle platzen drei Jugendliche auf der Flucht vor der Polizei. Außenseiter stoßen auf Außenseiter. Gemeinsam haben sie anscheinend nichts, Verständnis haben sie wenig füreinander. Doch in der gemeinsam verbrachten langen Winternacht werden Vorurteile über den Haufen geworfen und Ressentiments abgebaut. Als die Polizei anrückt, entsteht sogar so etwas wie Solidarität zwischen den Jungen, die mit der Faust im Nacken leben, und den Alten, die mit dem Rücken zur Wand stehen.
Gewiß übersieht man nicht, daß der Autor geschickt mit Klischees jongliert, aber es ist doch ein gutes Stück Menschenbeobachtung eingeflossen. Sowohl in der Zeichnung der Alten wie der Jungen weist Kaiser eine Theaterpranke auf. Peter M. Preissler hat den Abend spannend, griffig und mit einer Schonungslosigkeit inszeniert, die ihm der Autor, aber vermutlich nicht das Publikum danken wird. Daß der Abend Schauspielerinnen wie Hilde Sochor, Hilde Nerber, Elisabeth Epp, Renate Olarova, und Felicitas Ruhm Raum für sehr individuell gearbeitete Glanzleistungen bietet, fällt auch ins Gewicht. Daneben liefern Viktoria Schubert, Andreas Schlager, Hakon Hirzenberger und Alexandra Braun Studien von erschütternder Echtheit. Faustdicke Gefühlsmalerei. Hätte Regisseur Peter M. Preissler nicht eine erstklassige Besetzung zur Verfügung und hätte er die klischee-beladenen Zeilen des Kaiser-Texts nicht mit Leben erfüllt, würden diese Außenseiter wohl ein bisschen steifbeinig durch das Seelenszenario hatschen. Aus den älteren Semestern beeindrucken Elisabeth Epp und Hilde Nerber. Das hat den Keim des Kitsches in sich. Alles ist von plattester Vordergründigkeit, und die Inszenierung Peter M. Preisslers ist diesbezüglich kongenial. Hilde Nerber, Elisabeth Epp, Felicitas Rum und Renate Olarova erfüllen die Klischees zeitweise mit Leben. |