1991/92
Haupthaus

Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist
Eine Theatersonate von Gert Jonke

Premiere 26. Mai 1992
Gastspiel bei den Bregenzer Festspielen 1992
Wiederaufnahme Spielzeit 1992/93
Gastspiel am Staatstheater Mainz am 11. Juni 1993

Mit
Gerhard Balluch (Ludwig van Beethoven)
Fritz Holzer (Ferdinand Waldmüller)
Klaus Rohrmoser (Anton Schindler)

Inszenierung: Ellen Hammer
Bühne: Max von Vequel
Kostüme: Heinz Oswald

„… meine letzte Arbeit ist eine ,Theatersonate‘ über den ertaubten Beethoven, seinen Adlatus Schindler und die Hammerklaviersonate, in welche sich der Komponist als zu einem selbständig beweglichen Musikwesen, einem mit und in seinem Klangorganismuskreislauf existierenden Lebewesen verwandelt“, schreibt Gert Jonke 1990 über „‚Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist“.
Der Versuch dieses Abends ist, die Beethovenscbe Sonatenform, wie der Komponist sie in der Hammerklaviersonate opus 106 unerbittlich gegen sich selber und sicherlich schwierig für seine gegenwärtigen wie zukünftigen Zuhörer niedergeschrieben hat, in der szenischen Umsetzung/Umdichtung [Opus 106 in Worte gesetzt = Theatersonate] von Gert Jonke sichtbar und fühlbar werden zu lassen. Jonkes Text ist weniger ein Schlüssel für die Enträtselung einer Beethovenscben Psychologie oder Pathologie einer Krankheitsbeschreibung, sondern vielmehr die Auseinandersetzung mit der Form, die Musik in ihrer abstrakten, „reinen“ Essenz darstellt, und ihrer szenischen Repräsentation. Die Sonatenform steht im absoluten Gegensatz zur Tonmalerei, ihre theatralische Entsprechung analog dazu im Gegensatz zum Geschichtenerzählen, zum Psycholo-gisieren oder Prosaischen. In einer solchen analogen Entsprechung ist auch Gert Jonkes Theatersonate kein einfacher Prosa-, sondern ein poetischer Text: wie Beethovens kühne und wilde Harmonien, eine Poesie des Oxymoron (Oxymoron = scharfsinnig-dumm, die sprachlich dichteste Vereinigung von sich gegenseitig Ausschließendem). Die Musik (diese Sonate opus 106) ist das Wesen, als dessen sinnliches Scheinen sich das Theater präsentiert.

 
Pressestimmmen

Genie als Kunstthema verlangt nach adäquaten Reproduzenten. Ellen Hammer ist ebenso optisch zielsicher wie musikalisch versiert. Sie schlägt virtuos den Takt für drei Sprechriesen – die übrigens so Wienerisch klingen wie die Philharmonikergeigen.“
Die Presse

Die intensive Aufführung eines bohrenden Stücks.
Kurier

Ein Wortkunstwerk von hoher Virtuosität, inszeniert mit höchster Ironie und Präzision und doch auf der Höhe eines Menschenschicksals.
Kronenzeitung

Gliederung ist dem Abend nicht anzumerken. Statt dessen gibt es einen Mangel an Logik, der immer wieder befremdet.
Volksblatt

Produktionen S