1999/2000
plafond

Der Schnee ist das Blut der Geister
Gedenknacht für Georg Timber-Trattnig
Marathonlesung

Eine Veranstaltung des Volkstheaters Wien und des
Österreichischen Bühnenverlags Kaiser & Co.

3. März 2000

Gert Jonke, Franzobel, Robert Wolf, Hans Gratzer, Helmut Berger, Thomas Stolzeti, Alexander Ebert, Evelyn Fuchs, Anna Franziska Srna und Chris Pichler
lesen die Trilogie
„Venustropfen“
„Robinson Hurensohn“
„Der Kuss des Bussards“

Musik: Gruppe „Tonträger“: Peter Seher, Max Kircher, Christian Staudacher

Special Guests:
Alexander Mitterer, Arthur Ortens, Gerhard Liebmann, Robert Reinagl und Carola Sakotnik
vom Next Liberty, Graz lesen
„Transporter“

Einrichtung: Michael Schilhan

Georg Timber-Trattnig, Musiker, Liedtexter, Graphiker, Lyriker, Prosaist und Dramatiker ist tot. Der ehemalige Bassist der Rockband „Naked Lunch“ hatte in der Theaterszene mit Stücken wie „Kap der guten Hoffnung“ (UA 1997, Klagenfurter Ensemble, Regie: Eva Brenner) und „Der Schwebebalken des Nebelschneiders“ (UA 1998, Theater im Landhauskeller, Regie: Bernhard Semmelrock) erstmals in Klagenfurt auf sich aufmerksam gemacht.
Seine experimentelle, tabulose, exzessive und gleichzeitig zärtliche Wortgewalt war Mittelpunkt von über zwanzig Theatertexten, etlichen Drehbüchern und Erfolgsmusicals, wie beispielsweise „Hip the Rat – Hit the Rap“, „trauMMania“ und „Der Herr der Ringe“. Sein Theaterstück „POP!“, eine Groteske über ein verblendetes Geschwisterpaar im Rechtsradikalenmilieu, wurde 1998 im Wiener Schauspielhaus in der Regie von Hans Gratzer uraufgeführt. An den Vereinigten Bühnen Graz inszenierte Michael Schilhan im Juni 1999 im „Next Liberty“ die Uraufführung von „Transporter“. Im Oktober desselben Jahres brachte das Theater „Die Rampe“ in Stuttgart (Regie: Eva Hosemann) „POP!“ zur deutschen Erstaufführung. Im Dezember erhielt der Autor den Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur.
Georg Timber-Trattnigs interessierte in seinen Theaterstücken weniger die Zertrümmerung der Sprache, sondern in einem affirmativem Sinn die radikale, fast romantische, sehnsuchtsvolle Neuerschaffung einer beständig auswuchernden, modernen Sprache seiner tieftraurigen Bühnenfiguren.
Der in Wolfsberg (Kärnten) geborene Georg Timber-Trattnig ist mit 33 Jahren am 25. Jänner 2000 in St. Veit an der Glan seiner Alkoholkrankheit erlegen. Mit ihm verliert die österreichische Kultur- und Theaterszene einen hochbegabten Künstler, dessen Verzweifeln und Scheitern an einer Außenwelt sich in einzigartigen Prosa- und Theaterwerken niedergeschlagen haben, die es größtenteils noch zu entdecken gilt.

Produktionen S