1992/93
Haupthaus

Die See
von Edward Bond
(Deutsch von Harald Mueller)

Premiere 18. Oktober 1992

Willy Carson: Joachim Schweizer
Evens: Fritz Holzer
Hatch: Wolfgang Hübsch
Hollarcut: Dietrich Adams
Pastor: Hannes Gastinger
Carter: Bernhard Letitzky
Thompson: Hakon Hirzenberger
Louise Rafi: Hertha Schell
Rose Jones: Anja Stöhr
Jessica Tilehouse: Erika Mottl
Mafanwy Price: Isabel Weicken
Jilly: Judith Keller

Inszenierung: Herbert König
Bühne: Franz Koppendorfer
Kostüme: Ursula Renzenbrink
Musikalische Mitarbeit: Michael Kienzl

Ein weit abgelegener britischer Küstenort: Dort schaukelt ein von Ängsten und unterdrückten Aggressionen berstender Tuchhändler die allgemeine Furcht vor fremden Zuwanderern zur unkontrollierbaren, irrationalen Massenhysterie hoch; und ist dabei selbst nur Opfer der selbstgefälligen Grande Dame des Ortes, die die Dorfbewohner skrupellos an ihren Herrschaftsfäden, gewoben aus Geldbesitz und Bildungsüberlegenheit, zappeln läßt.
Das frühe Stück des großen englischen Gegenwartsdramatiker Edward Bond, der sich stets als penibler Beobachter gefahrvoller gesellschaftlicher Prozesse erwiesen hat, bietet mit bösem Witz und schneidender Groteske eine Studie der Wechselwirkung von Machtanmaßung und gezielt geschürter Fremdenangst. Dabei wird deutlich, daß es neben uneingestandenen Minderwertigkeitsgefühlen und dumpfen Erlösungssehnsüchten stets auch wirtschaftliche Unsicherheiten sind, die Fremde mit einemmal zu Angstgegnern und herbei gezwungenen Sündenböcken werden lassen. Auf engstem Raum und in eindringlich kleinem Personenkreis schildert Bond das Aufschaukeln von politischer Verhetzung, zeigt deren Opfer wie Nutznießer, läßt aber auch Hoffnung auf Veränderung zu – durch die Jungen, denen die Erfahrung Handhabe für eine andere Lebenshaltung bietet.
Gerade in Zeiten, da mit unheilvollen Kollektivängsten vor Fremdem und Fremden selbstsüchtig Politik gemacht und heimtückisch auf den Gedächtnisverlust von geschichtlichen Erfahrungen gesetzt wird, erhält Edward Bonds Stück „Die See“ neuerlich eine bedrängende Aktualität.

 
Pressestimmen

Herbert Königs Inszenierung hält geschickt die Balance zwischen ernst und Heiterkeit, sie läßt das Komische ausspielen, pflegt aber auch die Versponnenheiten.
Kurier

Die Inszenierung läßt die wahnwitzigen Ängste wuchern und die Groteske brodeln, die unterschiedlichen Stimmungen der Szenen kommen nachdrücklich zur Wirkung.
Neue Zeit

Von Komödie ist keine Rede. Höchstens von Tragödie. Sie besteht darin, daß man dieses hoffnungslos veraltete Stück wieder aufführt.
Täglich Alles

Produktionen S