1989/90
Vorm Eisernen, Nebenschauplatz |
Traiskirchen
Szenische Lesung Mit Gestaltung: Ingrid Rencher Traiskirchen ist mittlerweile ein Synonym für Flüchtlingslager geworden, Konnotationen schwingen mit: aussichtsloses Warten auf Veränderung, behördliche Willkür, Hilflosigkeit und Verwaltungsroutine, latente und manifeste Armutsaggression der Insassen, latente und manifeste Abwehrhaltungen der Bevölkerung, die hart am Rand der Fremdenfeindlichkeit entlang gehen. Nichts davon kommt vor in Michael Zochows Stück. In zarten Sätzen wird da der Vergangenheit nachgesonnen, der eigenen und der des Volkes. Erinnerungen steigen auf an die Zeit vor einem Jahrhundert, als „der Kaiser ein Regiment nach Galizien schicken wollte, um die Juden zu schützen.“ Und Erinnerungen an den jüdischen Feschak Abraham, der vor vielen Jahren mit einer Axt erschlagen wurde, aber nicht sterben konnte. Gelesen wurde der eher epische Text mit wohltuender Gedämpftheit. Weil Michael Zochow darauf besteht, daß sein Bühnenstück keine „versteckten Bedeutungen habe, da es keine gäbe“, kann die szenische Lesung auch ruhig mit dem Witz des Lagerleiters enden: „Es ist schwarz und steht vor der Tür, was ist das? – Unsere rosige Zukunft“. Eben! |