2003/04
Haupthaus

Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde

Raoul Schrott führt durch seinen neuen Roman
In Zusammenarbeit mit dem Literarischen Quartier/Alte Schmiede

5. Oktober 2003

Augenblicke humaner Totalität aufleuchten zu lassen ist eines der essentiellen Anliegen des Dichters und Forschers Raoul Schrott, sei es mit der Anthologie „Die Erfindung der Poesie“, mit dem Theaterstück „Gilgamesch“, mit dem Gedichtband „Tropen. Über das Erhabene“. Nun hat Schrott die thematischen Register von Erforschungen der Welt und der leidenschaftlichen Abgründe des Begehrens der Menschen um die Äquatorachse in den Süden gespiegelt und auf eine winzige Insel im Ozean fokussiert. Tristan da Cunha ist ein geradezu idealer Projektionsort – eine der entlegensten Inseln der Welt, eine Bewohnerzahl, die kaum 300 übersteigt, Schwerverbrechen unbekannt, Arbeitslosigkeit inexistent. Schrott ruft sie in seinem vieldimensionalen Roman auf als Brennpunkt der Sehnsucht von vier Menschen: drei Männer und eine Frau, deren Leben und Liebesgeschichten bestimmt werden von dem entlegensten Ort der Welt: eine südafrikanische Wissenschaftlerin auf dem Weg zur antarktischen Forschungsstation, ein Priester und Bruder des berühmten Lewis Carroll, der als Missionar auf die Insel geraten war; ein Kartograph in mysteriösem Auftrag während des Zweiten Weltkrieges, und einer, der anhand seiner Briefmarkensammlung die Geschichte der Insel erforscht.

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