Tristan und Isolde
von Richard Wagner
Eine Matinée mit Marcel Prawy
Gesamtlesung der Dichtung
2. und 23. März 1997
Mit Andreas Patton (Tristan), Peter Uray, Anna Franziska Srna (Isolde), Robert Hauer-Riedl, Frank Michael Weber, Isabel Weicken, Fritz Hammel, Franz Hiller
Am Klavier kommentiert von Marcel Prawy
Gestaltung: Marcel Prawy
Mitarbeit: Barbara Pluch
Kein anderes Drama Wagners ist so völlig auf ein einziges Thema konzentriert, so „arm“ an theatralischer Handlung, so gänzlich auf den Ausdruck tiefster Gefühle angelegt wie Tristan und Isolde. Hier herrscht ein Motiv allein: die Liebe. Es gibt keine Nebenhandlung, gibt keine Abweichung. Die Liebe erfüllt das Sein der beiden Menschen, die im Mittelpunkt stehen; und sie ist in allen ihren Ausdrucksformen lebendig: als seelische, körperliche, geistige Liebe. Für Wagner ist Liebe nicht Erfüllung, sondern Sehnsucht. Sehnsucht nach dem geliebten Menschen, Sehnsucht nach unaufhörlicher Vertiefung der Liebe, Sehnsucht nach einem nur der Liebe geweihten Leben, Sehnsucht nach restlosem Einswerden mit dem geliebten Menschen, sei es in diesem oder einem jenseitigen Dasein. Den gewaltigen Zweiklang Liebe-Sehnsucht weitet Wagner zu einem Vierklang: Liebe-Sehnsucht-Nacht-Tod. Deren Hohelied singt er in „Tristan und Isolde“. Es gerät ihm zu einer Hymne an die Nacht, einer Verherrlichung des Todes; nur Nacht und Tod können Liebende wahrhaft und im tiefsten vereinen. Licht, Tag und Leben werden ihnen zu feindlichen Begriffen. Sie hindern sie an der ersehnten Erreichung der niemals endenden Liebe.
(Kurt Pahlen „Gedanken zu Tristan und Isolde“)