1988/89
Haupthaus |
Turandot Premiere 15. Dezember 1988 Turandot: Claudia Messner Inszenierung: Xaver Schwarzenberger Turandot verweigert die Ehe, die sie zum Wohl der Dynastie schließen soll. Eine andere Jungfrau? Es ist kein Zufall, dass Schiller von Turandot fasziniert war und eine Nachdichtung schrieb. Die Ähnlichkeiten zwischen der „romantischen Tragödie“ und diesem tragikkomischen Märchen sind nicht nur oberflächliche: Turandot ist grausam, wie Johanna, die keine Gefangenen macht und wie Johanna kämpft sie um Freiheit. Turandot wehrt sich gegen das Gesetz der Unterwerfung und sie ist klüger, listiger als die Männer (wie die Frauen bei Dario Fo). Gozzi setzt auf Gefühle: des todbringenden Hasses und der Liebe, die den Tod überwindet. Den ihr ebenbürtigen Calaf, der ihr in seiner Unbedingtheit ähnlich ist, kann Turandort erhören, in dem Augenblick, in dem beide Sieg und Niederlage erlitten und überwunden haben: im Augenblick der Liebe. Schwarzenberger beweist ästhetischen Ehrgeiz, er ist um Raumwirkung und um Körpersprache bemüht, er läßt die Figuren choreographisch führen. Die Charakterisierung über Kostüm und Tonfall hinaus kommt dabei zu kurz, statt individueller Eigenart begegnet man Typen und Popanzen. Einzelne gelungene Momente belegen zwar eine solide Schauspielerführung, über weite Strecken jedoch krankt diese Produktion an grobschlächtiger Heiterkeit. Der Großteil des Ensembles mußte wiederholt zu Klamauk Zuflucht suchen. Am Hof des Kaisers von China spricht man Wienerisch. Wolfgang Palka hat gemeinsam mit dem Regisseur Gozzis Märchen neu übersetzt, in ein nestroyartiges Idiom, durchsetzt mit Aktualisierungen. |