1988/89
Haupthaus

Turandot
von Carlo Gozzi
(Deutsch von Friedrich August Werthes,
Fassung Wolfgang Palka und Xaver Schwarzenberger)

Premiere 15. Dezember 1988

Turandot: Claudia Messner
Altoum: Georges Kern
Adelma: Christiane Ostermayer
Zelima: Michaela Pilss
Skirina: Johanna Mertinz
Barack: Georg Trenkwitz
Calaf: Christoph Gaugler
Timur: Werner Prinz
Ismail: Wolfgang Klivana
Pantalone: Ronald Seboth
Tartaglia: Wolf Dähne
Brighella: Harald Pichlhöfer
Truffaldino: Erhard Pauer

Inszenierung: Xaver Schwarzenberger
Bühne/Kosüme: Egon Strasser
Musik: Michael Mautner
Choreographie: Blanka Modra

Turandot verweigert die Ehe, die sie zum Wohl der Dynastie schließen soll. Eine andere Jungfrau? Es ist kein Zufall, dass Schiller von Turandot fasziniert war und eine Nachdichtung schrieb. Die Ähnlichkeiten zwischen der „romantischen Tragödie“ und diesem tragikkomischen Märchen sind nicht nur oberflächliche: Turandot ist grausam, wie Johanna, die keine Gefangenen macht und wie Johanna kämpft sie um Freiheit. Turandot wehrt sich gegen das Gesetz der Unterwerfung und sie ist klüger, listiger als die Männer (wie die Frauen bei Dario Fo). Gozzi setzt auf Gefühle: des todbringenden Hasses und der Liebe, die den Tod überwindet. Den ihr ebenbürtigen Calaf, der ihr in seiner Unbedingtheit ähnlich ist, kann Turandort erhören, in dem Augenblick, in dem beide Sieg und Niederlage erlitten und überwunden haben: im Augenblick der Liebe.
(Emmy Werner)

 
Pressestimmen

Schwarzenberger beweist ästhetischen Ehrgeiz, er ist um Raumwirkung und um Körpersprache bemüht, er läßt die Figuren choreographisch führen. Die Charakterisierung über Kostüm und Tonfall hinaus kommt dabei zu kurz, statt individueller Eigenart begegnet man Typen und Popanzen.
Neue Zeit

Einzelne gelungene Momente belegen zwar eine solide Schauspielerführung, über weite Strecken jedoch krankt diese Produktion an grobschlächtiger Heiterkeit. Der Großteil des Ensembles mußte wiederholt zu Klamauk Zuflucht suchen.
Der Standard

Am Hof des Kaisers von China spricht man Wienerisch. Wolfgang Palka hat gemeinsam mit dem Regisseur Gozzis Märchen neu übersetzt, in ein nestroyartiges Idiom, durchsetzt mit Aktualisierungen.
Xaver Schwarzenberger führt das Märchen als unterhaltsame Revue vor, Michael Mautner Bühnenmusik leitet chinesische Motive in flotten Swing über. Schwarzenberger setzt die Stereotypen des Commedia dell’arte in jene des Wiener Volksstücks um und karikiert zugleich das überlieferte Bild, das man sich vom alten China und seinen Gebräuchen macht. Entscheidenden Anteil am Gelingen hat Egon Strassers Ausstattung. Die Räume entstehen aus Unterteilungen durch lackrote, mit chinesischen Schriftzeichen bemalten Stoffbahnen. Die hochmodischen Kostüme kombinieren Orientalisches, Fernöstliches mit dem Art deco des „Ballet mechanique“. Truffaldino, der Obereunuch, trägt über eine Pluderhose einen Steirerjanker, Erhard Pauer spielt stilsicher einen Wiener Pülcher. Brighella ist ebenfalls in Loden gewandet: Harald Pichlhöfer verkürzt die Pausen mit einem pantomimischen Kabarett, er führt die Möglichkeit vor, Spaghetti mit Stäbchen zu essen. Es ist eine für ein Debut erstaunlich sichere Arbeit, die auf einen genauen Theaterverstand schließen lässt.
Nürnberger Nachrichten

Produktionen T