1997/98
Haupthaus

Viel Lärm um Nichts
von William Shakespeare
(Deutsch von Wolf Graf Baudissin)

Fassung für das Volkstheater von Ingrid Rencher

Premiere 12. Oktober 1997

Mit
Nicole Ansari (Hero)
Vera Borek (Holzapfel, Ursula)
Erwin Ebenbauer (Antonio, Wache)
Magdalena Felixa (Beatrice, Wache)
Günter Franzmeier (Claudio, Borachio)
Hannes Gastinger (Don Pedro, Don John)
Cornelia Lippert (Schlehwein, Margareta)
Thomas Stolzeti (Benedict, Conrad)
Peter Vilnai (Offizier, Schreiber, Mönch)
Peter Uray (Leonato, Wache)

Inszenierung: Beverly Blankenship
Bühne und Kostüme: Elisabeth Neururer
Musikalische Beratung: Peter Kaizar
Arrangement, Einstudierung: Judith Keller
Choreographische Beratung: Ricarda Regina Ludigkeit

Don Pedro, der legitime Fürst, hat die Rebellion seines Halbbruders, des „Bastards“ Don John niedergeschlagen. Nach seinem Sieg bricht er samt seinen Kampfgenossen Benedict und Claudio und den besiegten Gegnern in die friedliche Häuslichkeit seines Gouverneurs Leonato ein. Während Benedict seinen alten Wort- und Witzkrieg mit Leonatos Nichte Beatrice wieder aufnimmt, verliebt sich Claudio in Leonatos Tochter Hero. Einer Hochzeit stünde nicht viel im Wege, wäre da nicht der „Bastard“, der, wenn er schon gegen seinen Bruder nichts ausrichten kann, wenigstens den Freunden seines Bruders die Suppe versalzen und Claudios Glück zerstören will. Er zettelt also eine Intrige gegen Claudio und Hero an – er will die beiden auseinanderbringen, um jeden Preis. Währenddessen heckt der legitime Fürst einen Streich gegen Benedict und Beatrice aus – er will die beiden zusammenbringen, um jeden Preis.
Beide Intrigen, die schwarze und die weiße, sind überaus erfolgreich. Doch die Anschwärzung Heros macht aus den komisch Verliebten ernsthaft Liebende – der fröhliche Krieg der Geschlechter endet hier in einem gerechten Frieden – und die „seichten Narren“ der Wachmannschaft waschen Hero schließlich weiß.
Wenn die prinzlichen Brüder und ihre Freunde jeweils von denselben Schauspielern gespielt werden, soll damit die Spiegelbildlichkeit der beiden Intrigen betont werden. Es sind die dunklen Seiten der lichten Figuren, die sich hier materialisieren und Unheil stiften. Es ist das Verdrängte, Verbotene, Böse, das, weil es den schwarzen „Bastarden“ zugeschoben wird, den weißen „Legitimen“ fehlt und sie zu leichten Opfern macht.
Warum auch die Familie Leonatos und die braven Wachen von jeweils denselben Schauspielern gespielt werden? Weil die einen wie die anderen im Dunkeln tappen und nur Bruchstücke dessen, was um sie herum vorgeht, wahrnehmen.

Originaltitel: Much Ado about Nothing; erstmals erwähnt, gedruckt 1600; entstanden 1598 oder 1599 (nach The Merry Wives of Windsor und The Merchant of Venice und vor As You Like It und Twelfth Night); Aufführungen bei Hof 1613 (möglicherweise unter dem Titel „Benedikt und Beatrice“). Quellen unter andern Matteo Bandellos Novelle (1554) und Pasquaglios Il Fidele (1579). Keine Quelle findet sich für die Beatrice/Benedict-Handlung. Erste deutsche Übersetzung 1765 (Wieland). Neuübersetzung von Wolf Graf Baudissin für die Schlegel/Tieck-Ausgabe unter dem Titel „Viel Lärmen um nichts“ 1835.
Aufführungen am Volkstheater 1939 und 1962

 
Pressestimmen

Beverly Blankenship mißtraut in ihrer Inszenierung im Volkstheater der allzu lustigen Handlung. Es wäre ja nicht Shakespeare, wenn da keine Abgründe unter der dünnen Oberfläche lauerten! Die Regisseurin entdeckt sie in einer unterdrückerischen, gewalttätigen und homophilen Männerwelt. Dieses Konzept löst Beverly Blankenship locker und komödiantisch ein. Insgesamt entsteht eine reizvolle Aufführung, die das von Intrigen malträtierte Liebespaar Hero und Claudio aus seiner meist blassen Verzweiflung löst und seine Geschichte spannend erzählt. Nicole Ansari gestaltet eine energische, bezaubernd liebevolle Hero. Günter Franzmeier verkörpert intensiv einen jungen „Helden“ im Männlichkeitswahn, aber auch in seiner stürmischen Liebe. Thomas Stolzeti überzeugt vor allem als von der Liebe überraschter Benedict. Einen Mann, der über sich und seine Gefühle wenig weiß, sich aber von ihnen verhängnisvoll leiten läßt, gibt Hannes Gastinger. Elisabeth Neururer schuf einen Rahmen, in dem sich die Komödiantik ungehemmt entfalten kann. Jubel für alle Beteiligten.
Kurier

Die komödiantischen Nebenhandlungen des Stücks werden von Beverly Blankenship besonders liebevoll herausgearbeitet. Die Zähmung der beiden Widerspenstigen – Magdalena Felixa (Beatrice) und Thomas Stolzeti (Benedict) – wird glänzend vorgeführt. Wie die beiden einander zunächst in schroffer und scharfzüngiger Abweisung gegenüberstehen und dann zueinander finden, ist ein köstliches Vergnügen. Zu den komödiantisch umwerfenden Elementen dieses Stücks gehören die Rüpelszenen der beiden Ordnungshüter. Vera Boreks Holzapfel ist ein abgründig skurriles Porträt eines österreichischen Polizeirats. Im Verein mit dem ebenso komischen Polizisten Schlehwein (Cornelia Lippert) gelingt es ihm, an der Aufklärung des Betrugs mehr per Zufall wesentlich mitzuwirken. Einen starken Auftritt hat Erwin Ebenbauer, dem in seiner Nebenrolle als Leonatos (Peter Uray) Bruder Antonio ein Kabinettstück gelingt.
Wiener Zeitung

Die Komödie, beliebt ob der witzigen Wortduelle der Ehefeinde Beatrice und Benedict, gewinnt durch Blankenships Konzept Körper, Tiefenschärfe. Günter Franzmeier verbreitert den blassen Claudio zu einem sensiblen Raufbold.
Die Presse

Thomas Stolzeti, der anfangs die Frauen verachtende, dann zur Liebe bekehrte Benedict, steht als einsamer Hirsch im Liebesrevier: Ein witziger, boshafter Held mit dem Degen, den das große Gefühl überrollt.
Kronen Zeitung

Wenn Beatrice und Benedict einander ihre Liebe gestehen, ist es so, wie es sein soll: Die Welt steht still. Thomas Stolzeti gewinnt daraus die Energie, sich von den albernen Kindereien zu verabschieden – ein sehenswerter Sololauf.
Der Standard

Das Spiel pendelt virtuos zwischen Hell und Dunkel. Das alles besticht gleicherweise durch Ästhetik wie durch die ausgefeilte Logistik einer Inszenierung, die aus Doppelbesetzungen auch einen Teil ihres Reizes bezieht. Die Aufführung mit ihren nicht alltäglichen Qualitäten siegte auf ganzer Linie.
Volksblatt

Im Narrenturm der großen Gefühle. – Ein präzises, hochästhetisiertes Spiel der Narren (Bühne: Elisabeth Neururer). Mit Formwillen und Erfindungsreichtum werden selbst undankbare Kleinpartien zu fantastischen Kreaturen geschärft.
News

Daß sich Magdalena Felixa und Thomas Stolzeti sträuben, ist unüberhörbar, daß sie einander wollen, kaum zu spüren. Die beiden sollen eines der großen, heiß begehrenden Liebespaare aus dem Shakespeareschen Kosmos sein? Kaum zu glauben. Der hehren, verratenen Liebesbeziehung von Claudio und Hero geht es nicht anders. So verschenkt die Aufführung bei allzuviel ironischer Theatralik die innere Spannung.
Salzburger Nachrichten

Elisabeth Neurures Bühne läßt Blankenship genug Raum für die Aufregungen und Koketterien In Leonatos Haus. Bis sich die Intrige in Wohlgefallen und Heirat auflöst. Bis dahin erlebt man heitere, aber auch mühselige Momente.
Kronen Zeitung

Produktionen V