1992/93
Haupthaus |
Was ihr wollt Premiere 19. Februar 1993 Mit Vera Borek (Olivia), Wolf Dähne (Curio), Erwin Ebenbauer (Bleichenwang), Andrea Eckert (Viola), Thomas Evertz (Sebastian), Uwe Falkenbach (Valentin), Hannes Gastinger (Malvolio), Robert Hauer-Riedl (Orsino), Heinz Petters (Narr), Albert Rolant (Antonio), Ronald Seboth (Schiffshauptmann), Hilde Sochor (Maria), Rudolf Strobl (Rülp) Inszenierung: Emmy Werner Dem Wiener Volkstheater gelingt im Moment fast alles. Emmy Werner hat diese schönste aller Shakespearekomödien mit Witz und Poesie in Szene gesetzt. Ein mehr als taugliches Shakespeareensemble. Eine unprätentiöse und nicht zuletzt deshalb in den lyrischen Szenen berührende, in den Rüpelszenen unterhaltende, von A bis Z komödiantische Aufführung, die Tempo hat, Witz und Leichtigkeit. Ohne Respekt vor William Shakespeares Werk mischt sie, wohldosiert, Vordergründiges und leise Töne, Witz und Tiefe. Die Aufführung hat gesammelten Ernst, wo dieser angebracht ist, und funkelnde Heiterkeit. Ein Sieg im Zeichen Shakespeares. Der überlange Abend hat keinen Rhythmus, wenig Stimmung, zuviel Leerlauf und kaum sichtbaren Denkansatz. Emmy Werner hat sich auf ein heikles Besetzungsexperiment eingelassen. Außer dem Zwillingspärchen sind fast alle Protagonisten „Veteranen“. Der Effekt: Das glitzernd-turbulente Verwechslungsspiel erhält einen leisen druchdringenden Mollton. Von deftigem Witz und zarter Melancholie ist Shakespeares Komödie geprägt. Werner wird diesen Facetten gerecht und trägt als zusätzliche Schicht einen Hauch parodistischer Ironie gleich einer transparenten Lasur über dem Gesamtbild auf, indem fast alle Rollen um einiges zu alt besetzt sind. Kein Wunder, daß sich bei so viel angesammelten Jahren manchmal ein erhebliches Quantum an melancholischer Müdigkeit breitmacht. Um so grotesker, spleeniger und radikaler hebt sich davor der Wunsch ab, doch noch vor dem nahenden Alter zu einem Ehepartner zu kommen. Statt reife Abgeklärtheit, so Emmy Werners Botschaft, bringt das Alter nur um so wahnwitzigere Liebesbedürftigkeit hervor. Der meiste Liebestand in Werners Hand, der mehr als drei Stunden lang eine schlichte, runde Bühne aus Laub und Blautönen (Werner Hutterli) beleben soll, bleibt Oberfläche. Es ist der Regisseurin nicht gelungen, diesen Shakespeare zu organisieren. Und wahrscheinlich war das sogar volle Absicht. Der Applaus gab ihr recht. |