Das wirkliche Leben des Jakob Geherda
von Bertolt Brecht
Premiere 20. September 1992
Gastspiel in Bozen und Meran 18./19. Jänner 1993
Ein Vater: Wolf Dähne
Herr Friedrich: Georges Kern
Franz: Thomas Evertz
Jakob Geherda: Matthias Günther
Der Schankkellner: Ronald Seboth
Frau Lange: Silvia Fenz
Sylvia: Birgit Linauer
Herr Joppe: Thomas Gratzer
Egon Maschner: Günther Wiederschwinger
Gäste: Horst Heiß, Alexander Jagsch, Max Schmiedl, Markus Wasner
Traumtitel Christoph Michael Schüchner
Pianist: Herbert Wild
Inszenierung: Piet Drescher
Bühne: Helmut Stürmer
Kostüme: Katharina Eberstein
Musik/Musikalische Einstudierung: Uwe Lohse
Choreographische Mitarbeit: Dalibor Vesely
Der zweite Kellner mit dem sprechenden Namen Jakob Geherda rettet sich in den schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise in Tagträume. Der brutalen, verlogenen Wirklichkeit stellt er die Ideale Wahrheit und Gerechtigkeit gegenüber und kämpft in der Phantasie für die bedrängte Unschuld. Da wird – im Traum der Dutzendmensch zum schwarzen Ritter oder zum edlen Gangsterboß; ganz nach den Mustern, die ihm Groschenromane und die Traumfabrik Kino geliefert haben.
Über die Entstehung des Fragment gebliebenen Stückes ist wenig bis nichts bekannt. Die vorhandenen Szenen, Lieder und Notizen wurden wohl im dänischen Exil geschrieben, gemeinsam mit Margarete Steffin, wahrscheinlich 1935/36, vor „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Veröffentlicht ist bisher nur der abgeschlossene erste Akt (URAUFFÜHRUNG Düsseldorf 1983), doch fand sich im Berliner Brecht-Archiv neben Bruchstücken, Notizen und Varianten ein fast vollständiger zweiter Akt. In diese beiden geschlossenen Szenenkomplexe wurden Lieder und einige Bruchstücke eingearbeitet, so daß nun ein abendfüllendes Stück vorhanden ist, dem nur ein Schluß zu fehlen scheint, das Erwachen Geherdas aus seinem dritten Traum. Doch vielleicht gibt es – wo sich die Wirklichkeit zum Alptraum verwandelt hat – kein Erwachen mehr. Bertolt Brecht schreibt: „Es gibt Phasen, wo die Träume nicht zu Plänen werden, Ahnungen nicht Wissen werden, Sehnsucht sich nicht auf den Weg macht.“
Pressestimmen
Frech und flott. Mit Präzision und Respekt, mit Witz und Phantasie, manchmal in Zeitlupe, öfter mit Tempo und durchchoreographierten Showelementen. Gemixt mit den grellen Farben der Farce, bereitet Drescher das unvollendete Stück-Werk zu einem lustvollen, abendfüllenden Theatererlebnis auf.
profil
Witzig, spritzig und amüsant. Das Ensemble macht sich aus Brecht einen Jux und hat keinen Schwachpunkt.
Täglich alles
Die Aufführung kokettiert mit einem Charme, den sie nicht hat, sie setzt Lockerheit voraus, wo manchmal Krampf herrscht. Das Komische, sofern vorhanden, wirkt aufgesetzt.
Kurier