1999/2000
Haupthaus

Wölfe und Schafe
von Alexander Ostrowski -
(Deutsch von Ulrike Zemme)

Premiere 5. März 2000

Meropa Dawidowna, Gutsherrin: Brigitte Neumeister
Apollon, ihr Neffe: Christian Banzhaf
Glafira, eine Verwandte: Chris Pichler
Kupawina, eine reiche Witwe: Gabriele Schuchter
Anfussa, ihre Tante: Johanna Mertinz
Tschugunow: Thomas Stolzeti
Goretzki, sein Neffe: Nicolaus Hagg
Lynjajew: Toni Böhm
Berkutow: Robert Hauer-Riedl
Pawlin: Wolf Dähne

Inszenierung: Zeno Stanek
Bühne: Siegfried E. Mayer
Kostüme: Andrea Bernd
Musik: Christoph Cech

 
Ostrowski schildert in den meisten seiner über 45 Komödien eine Welt im Umbruch – das Zarenreich im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus. Es ist eine Welt, in der alte Werte und alte Vermögen wertlos werden und die Menschen hemmungslos dem neuen Gott Geld nachjagen. „Tolles Geld“ heißt eines seiner Stücke und so könnten die meisten heißen. Auch in der Komödie „Wölfe und Schafe“ aus dem Jahr 1875 geht es nur um Geld. Die Menschen, meint Lynjajew, eine der Hauptfiguren, können in Wölfe und Schafe eingeteilt werden, und in dem abgelegenen Provinznest, in dem das Stück spielt, scheinen die geld- und machtgierige Gutsbesitzerin und ihr Handlanger, der skrupellose Winkeladvokat, eindeutig die Wölfe zu sein, die arme Verwandte der Gutsbesitzerin etwa oder die hübsche, reiche Witwe die Schafe. Doch die Gesellschaft ist nicht stabil, die Welt verändert sich rasant, das alte „Wölfe und Schafe“-Spiel ist von einem brutaleren Spiel abgelöst worden, in dem nicht mehr auszumachen ist, wer eigentlich Wolf, wer Schaf ist. Der gerissenste Möchtegern-Wolf ist nicht mehr davor gefeit, von einem Wolf im Schafspelz gerissen und verschlungen zu werden. Der gnaden- und gewissenlose Kampf um Geld und noch mehr Geld verleiht dem Stück seine Aktualität, die falsche Selbsteinschätzung der Kämpfer seine Komik.

 
Pressestimmen

Dem jungen Regisseur Zeno Stanek ist eine lebendige, immer spielerische und auch einfallsreiche Personenführung gelungen. Siegfried E. Mayer/Andrea Bernd schufen die gediegene Ausstattung.
Täglich alles

Zwei Wesen von einem anderen Stern haben sich ins Volkstheater eingeschlichen. Da ist einmal Christian Banzhaf, der mit jugendlichem Elan auf die Bühne springt, um alles, was vorher passierte, und beinahe das Bühnenbild zu sprengen. Und dann ist da Chris Pichler als heiratswütiges Girlie, das mit List und Tücke ihr Opfer (Toni Böhm) bloßstellt und zur Heirat überführt. Zeno Staneks Geniestreich besteht darin, Banzhaf und Pichler Entfaltungsmöglichkeit zu geben, ohne den anderen Raum oder Zeit zu stehlen.
Kurier

Da mögen die Leute von Adel und Großgrundbesitzern reden, sie sind dennoch wie einer heutigen Politsatire entsprungen. Zeno Stanek weiß um die Wichtigkeit von Tempo, überdreht ins Satirische, aber nie so weit, daß nicht die menschliche Substanz gewahrt bleibt, und vergißt bei dem allgemeinen Gelächter nie auf die harte Kapitalismus-Kritik, die Ostrowski in diese Menschen gesteckt hat. Das alles wirkt so frisch, spontan und richtig, daß das Publikum spürbar lebendig wurde. Gabriele Schuchter ist als dumme Blonde ein Schatz. Ebenso wie Johanna Mertinz als gestörte, aber nie überdrehte Tante. Dagegen gibt sich Chris Pichler als mit allen Wassern gewaschen, und Brigitte Neumeister zeigt beeindruckend, daß sie als Intrigantin die Bühne und eine Gesellschaft beherrschen kann. Ein in jedem kleinsten darstellerischen Detail kostbarer Toni Böhm versucht seinen Junggesellenstatus zu erhalten. Eine herrliche Studie: der verhuschte Thomas Stolzeti, der als kleiner Mann die Reste der großen Gauner aufpicken möchte. Alles in allem ein ungewöhnlich glücklicher Theaterabend.
Neues Volksblatt

Das Auge ruht verliebt auf Toni Böhm und Chris Pichler.
Der Standard

Ein Fall vergreisten Schülertheaters. Ostrowskis bedeutende Satire wird zu einer ausnehmend dummen Boulevardkomödie niederinszeniert, in der selbst Könner zu beträchtlicher Penetranz verhalten werden.
NEWS

Altbackener Klamauk in einem bisweilen unerträglichen Stilmischmasch breitet sich da auf der Bühne aus.
OÖ Nachrichten

Produktionen W