1999/2000
Haupthaus |
Wölfe und Schafe Premiere 5. März 2000 Meropa Dawidowna, Gutsherrin: Brigitte Neumeister Inszenierung: Zeno Stanek Dem jungen Regisseur Zeno Stanek ist eine lebendige, immer spielerische und auch einfallsreiche Personenführung gelungen. Siegfried E. Mayer/Andrea Bernd schufen die gediegene Ausstattung. Zwei Wesen von einem anderen Stern haben sich ins Volkstheater eingeschlichen. Da ist einmal Christian Banzhaf, der mit jugendlichem Elan auf die Bühne springt, um alles, was vorher passierte, und beinahe das Bühnenbild zu sprengen. Und dann ist da Chris Pichler als heiratswütiges Girlie, das mit List und Tücke ihr Opfer (Toni Böhm) bloßstellt und zur Heirat überführt. Zeno Staneks Geniestreich besteht darin, Banzhaf und Pichler Entfaltungsmöglichkeit zu geben, ohne den anderen Raum oder Zeit zu stehlen. Da mögen die Leute von Adel und Großgrundbesitzern reden, sie sind dennoch wie einer heutigen Politsatire entsprungen. Zeno Stanek weiß um die Wichtigkeit von Tempo, überdreht ins Satirische, aber nie so weit, daß nicht die menschliche Substanz gewahrt bleibt, und vergißt bei dem allgemeinen Gelächter nie auf die harte Kapitalismus-Kritik, die Ostrowski in diese Menschen gesteckt hat. Das alles wirkt so frisch, spontan und richtig, daß das Publikum spürbar lebendig wurde. Gabriele Schuchter ist als dumme Blonde ein Schatz. Ebenso wie Johanna Mertinz als gestörte, aber nie überdrehte Tante. Dagegen gibt sich Chris Pichler als mit allen Wassern gewaschen, und Brigitte Neumeister zeigt beeindruckend, daß sie als Intrigantin die Bühne und eine Gesellschaft beherrschen kann. Ein in jedem kleinsten darstellerischen Detail kostbarer Toni Böhm versucht seinen Junggesellenstatus zu erhalten. Eine herrliche Studie: der verhuschte Thomas Stolzeti, der als kleiner Mann die Reste der großen Gauner aufpicken möchte. Alles in allem ein ungewöhnlich glücklicher Theaterabend. Das Auge ruht verliebt auf Toni Böhm und Chris Pichler. Ein Fall vergreisten Schülertheaters. Ostrowskis bedeutende Satire wird zu einer ausnehmend dummen Boulevardkomödie niederinszeniert, in der selbst Könner zu beträchtlicher Penetranz verhalten werden. Altbackener Klamauk in einem bisweilen unerträglichen Stilmischmasch breitet sich da auf der Bühne aus. |