Der zerbrochene Krug
von H. C. Artmann nach Heinrich von Kleist
Uraufführung
Premiere 15. September 1992 (Bezirke)
25. März 1993 (Haupthaus)
Gastspiel in Germering am 12./13. Mai 1993
Walter von Waltersberg, Gerichtsrat: Albert Rolant
Adam, Dorfrichter: Adolf Lukan/Peter Uray
Ferdinand Liechtl, Schreiber: Gerhard Steffen
Frau Magdalena Rull: Doris Weiner
Eva, deren Tochter: Viktoria Schubert
Vitus Dimpfl, ein Bauer: Peter Vilnai
Ruprecht, dessen Sohn: Matthias Rehrl
Frau Theresia, eine Alte: Renate Olarova
Gretl, eine Magd: Judith Matiegowsky
Marie, eine Magd: Elisabeth Gassner
Ein Bedienter: Fritz Dietrich
Gerichtsdiener: Michael Herbe
Inszenierung: Fritz Zecha
Bühne: Georg Schmid
Kostüme: Epi Schlüsselberger
Der zerbrochene Krug gilt weit über Deutschland hinaus als eine Meisterkomödie der Weltliteratur. Warum? Weil Kleist den köstlichen Einfall hatte, einen Richter, der einen Schuldigen entlarven soll, selbst zum Schuldigen zu machen. Da bleibt dem Richter nur der verzweifelte Versuch, sich herauszulügen. Aber das Kartenhaus von Lügen, das aufzubauen er für nötig findet, bricht zuletzt kläglich zusammen. Die Wahrheit kommt an den Tag.
Daß es sich dabei um einen Dorfrichter in reiferen Jahren handelt, der hinter einem braven, jungen Mädchen her ist, und das Corpus delicti, das die ganze Sache ins Rollen bringt, weiter nichts als ein zerbrochener Krug ist, steigert die komische Wirkung.
Daß er aber seine Hauptrollen Adam und Eva nannte, deutet noch weiter: daß er damit jeden von uns meinte und wir es mit einem zeitlosen und damit auch sehr gegenwärtigen Stoff zu tun haben: mit dem Mißbrauch der Macht durch Korruption und Erpressung. einem Thema, das unweigerlich zur Tragödie wird, wenn nicht, wie im Fall unseres Stückes. der Schuldige sich wider Willen selbst entlarvt. (Dr. Heinz Gerstinger)
Pressestimmen
H.C. Artmann dichtete für das Wiener Volkstheater die alte Vorlage um. Der Krug geht in Niederösterreich zu Bruch. An der Gerichtsstubenwand prangt der Doppeladeler. Die Uraufführung im Theater Akzent: ein hübschr Spaß.
Im ganzen Ensemble um den ranken, flinken doch wuchtigen Adolf Lukan als Richter herum kein Webfehler.
hai, Die Presse
Artmann hat die Komödie vom Teutschtum befreit, sie unter den Doppeladler gestellt. Fritz Zechas Inszenierung ist solide, genau. Adolf Lukan als Adam und Gerhard Steffen als Gerichtsschreibr Liechtl sind ideal besetzt. Viktoria Schubert als Eve erinnert uns manchmal daran, welch Zündstoff in Kleists Stück gerade heute steckt: Die Schwierigkeit, in einem totalitären System die Wahrheit zu finden.
Gernot. W. Zimmermann
Den spröden Kleist verwandelte H. C. Artmann in einen harmlosen Nestroy. Er verwendet ein großes Instrumentarium österreichischer Idiome und alle erdenklichen Schimpfwörter. Das amüsiert. Doch Artmanns Tinte hat ihre Schwärze verloren, schillert sanft altrosa. So biedermeierlich der Text, so bieder die Uraufführung. In der lieblichen Grichtsstube von Georg Schmid wird grundsolide Komödie gespielt. Fritz Zecha verzichtet auf billige Gags und läßt die Pointen knochentrocken servieren. Die Ewartungshaltung aber bedingte Enttäuschung.
Thomas Trenkler, Kleine Zeitung
Fritz Zechas gerät ein paarmal buchstäblich ins Stocken. Weder der komische Ernst Kleists, noch die lockere Leichtigkeit der Volkskomödie werden durchgehalten.
Kurt Kahl, Kurier