1996/97
Haupthaus

Der Zerrissene
von Johann Nestroy
Musik von Adolf Müller

Premiere 16. März 1997

Herr von Lips: Ludwig Hirsch
Gluthammer: Michael Rastl
Madame Schleyer: Brigitte Neumeister
Krautkopf: Rudolf Strobl
Kathi: Viktoria Schubert
Stifter: Manfred Jaksch
Sporner: Wolfgang Klivana
Wixer: Günther Wiederschwinger
Staubmann: Alexander Lhotzky
Anton/Knecht: Ronald Seboth
Joseph/Knecht: Michael Rosenberg
Christian/Knecht: Robert Sadil
Knecht: Raimund Herbst
Klavier: Josef Novotny/Oskar Aichinger
Violine: Joanna Lewis/Roger Young

Inszenierung: Erhard Pauer
Bühne: Jean Veenenbos
Kostüme: Mimi Zuzanek
Musikalische Bearbeitung: Gerhard Gruber
Choreographie: Christian Schmidt

 
Sein Reichtum, wie er selbst erkennt, ist die Ursache seiner Langeweile und Melancholie, seines nur modischen Weltschmerzes: Herr von Lips, ein ,Kapitalist‘, von Festen angeödet und an Hobbys nicht interessiert, sehnt sich nach Abenteuern. Die Ehe, die ihm, wie er meint, die atemberaubenden Niederlagen bereiten wird, die sein zerrissenes Gemüt braucht, erscheint ihm als beste Idee, seinen Wirklichkeitsverlust närrisch zu überwinden: der ersten unverheirateten Frau, die er an diesem Tag trifft, will er einen Heiratsantrag machen.
Die leicht anrüchige Witwe Madame Schleyer ist diese erste Frau, aber während sie, nicht lange verwirrt vom seltsamen Angebot dieses exzentrischen Millionärs, den Tag der Hochzeit rasch festzulegen versucht, wird sie vom Schlosser Gluthammer, der in Lips’ Haus ein Geländer zu reparieren hat, als frühere Geliebte erkannt, die er in seiner Treuherzigkeit, seit sie ihn verlassen hat, für entführt hält. Gluthammer geht auf Lips, den ,Entführer‘, los, und im Eifer des Gefechts stürzen beide vom Balkon in den Fluß.
Ein ganz anderes ,Abenteuer‘ hat der zerrissene Herr von Lips, der sich für den Mörder des vermeintlich ertrunkenen Schlossers hält und sich vor der Polizei versteckt, nun zu bestehen: ohne Geld auf der Flucht, sucht er Hilfe bei Kathi, seiner unverbildeten, uneigennützigen und ihn schwärmerisch verehrenden Patentochter, die ihn als Knecht bei seinem eigenen Pächter Krautkopf unterbringt. Als unbeholfener Knecht und in ständiger Angst vor Entdeckung hat Lips nun mehr Kontakt mit der Wirklichkeit, als ihm lieb ist, und für seinen blasierten Weltschmerz keinen Bedarf mehr …
„Der Zerrissene“, 1844 im Theater an der Wien uraufgeführt, gehört zu den großen ,klassischen‘ Possen des scharfsichtigen Satirikers Johann Nestroy.

 
Pressestimmen

Endlich wieder eine Nestroy-Aufführung mit großer Ernsthaftigkeit, großem Biß, ziemlich viel Drastik, aber auch ziemlich viel Tempo, kein verschleppter Nestroy, sondern ein auf die Essenz gebrachter.
ORF

Zum enormen Original-Witz und -Esprit Nestroys gesellen sich durch die selbstsichere und überaus engagierte Regiearbeit Erhard Pauers immer wieder witzige Pointen und zahlreichen effektvolle Raffinessen. Darsteller allerhöchster Kategorie.
Volksstimme

Die belanglose Inszenierung eines belanglosen Werks.
NEWS

Für das Ganze gibt es nur ein Adjektiv, das so altmodisch ist wie der Theaterabend selbst: altvaterisch! Am Volkstheater grassiert die Nostalgiesucht. Symptome der Altersschwachheit machen sich in Regie und Kostümen ebenso wie im Bühnenbild bemerkbar.
Kronenzeitung