1997/98
Haupthaus |
Der Zimmerheld Premiere 16. November 1997 Major Alan Baxton: Heinz Petters Regie: Emmy Werner Alan Buxton, Major in Ruhe und seit seiner Scheidung in akuten Geldnöten, muß seiner Exfrau Miete zahlen, um weiter in der früher gemeinsamen Villa wohnen zu dürfen. Er vermietet die Souterrainwohnung parallel: an Jill, die nur am Wochenende, und an Philip, der nur unter der Woche sich in der Stadt aufhält. Natürlich kommt es zu genau jenen Komplikationen, die in einer Farce zu erwarten sind: beide Mieter halten sich überraschend gemeinsam in der Wohnung auf. Eine Farce, ein Zimmer mit fünf Türen: der routinierte Theaterbesucher weiß, das wird ein turbulenter Abend. Ich persönlich hätte mir Petters in einer seiner wunderbaren ernsten Rollen gewünscht, doch ich verstehe, daß dieser Erzkomödiant einmal richtig komisch sein wollte, und Petters kann komisch sein, mit einem sehr ernsthaften Gesicht, er verschmunzelt keine Pointe, er bleibt immer gelassen, er bleibt immer scheinbar ruhig und ist darum umso witziger. Die ganze Aufführung ist von Emmy Werner virtuos inszeniert, das Publikum hat viel zu lachen, und ich denke, das wird für das Volkstheater jener Erfolg, den sich dieses Theater verdient hat. Heinz Petters, seit 1964 Ensemblemitglied des Volkstheaters ist als Charakterdarsteller und Vollblutkomödiant seit Jahrzehnten ein Garant für unvergeßliche Aufführungen. Mit seiner unaufdringlichen und dennoch unübersehbaren Präsenz gibt er einen, dem vom Leben übel mitgespielt wird und der sich trotzdem zu behaupten versteht und nicht unterkriegen läßt. Sein Sarkasmus und sein Witz sind Überlebensmittel, und die Grenze zur Tragik und der Sturz ins Bodenlose bleiben immer in Reichweite. Daß trotzdem herzlich gelacht werden kann, liegt an der unnachahmlich trockenen Art, wie Heinz Petters als Major Alan Buxton seine Pointen zu servieren weiß. Eine Komödie ohne jeden kritischen Anspruch, aber mit einem unschlagbaren Pluspunkt: einer Bombenrolle. Mit nachlässiger Grandezza erledigt Heinz Petters seinen Part, jongliert mit Schubladen und Kleiderbündeln. Toni Böhm als weibernärrischer Kronanwalt, Brigitte Swoboda als überrumpelte Untermieterin und Brigitte Neumeister als hantige Ex-Gattin nehmen ihre Rollen genügend ernst, um komisch sein zu können. Das Chaos verläuft in geordneten Bahnen. Die Titelrolle bietet Heinz Petters Gelegenheit, sich als routinierter Boulevardier zu profilieren, freilich mehr in der Tradition des österreichischen Unterhaltungsfilms als in jener der englischen Situationskomödie. Als dann auch noch Brigitte Neumeister, des Majors geschiedene Ehefrau, mit Bernhard Hall als ihrem zweiten Mann zurückkehrt, Toni Böhm als Kronanwalt sich für Liebesstunden mit Call-Girls einmietet, Susanne Holl als dessen Tochter den ursprünglichen Untermieter aufsucht und Piroska Szekely, das bestellte Call-Girl eintrifft, wird das Gedränge auch für fünf Türen zu groß und der Lachreiz schier unwiderstehlich. Heinz Petters als Held. Zu seinem Jubiläum durfte er einen Stückwunsch nennen, aber daß der gutmütige Ex-Major immer am Rande des ökonomischen Kollapses, sich so lange halten kann, ist schwer verständlich. Immer hat das Grundvertrauen, daß alles gut gehen werde, über die helle Verzweiflung Oberhand. Dafür sorgen auch zarte Gefühle zu einer Untermieterin (Brigitte Swoboda) oder der onkelhafte Status zum jungen Spund (Günther Wiederschwinger). Direktorin Emmy Werner ist selbstverleugnend als Regisseurin angetreten, um das Debakel in Schach zu halten. Vergebens: das Stück ist zu schlecht. |