1988/89
Haupthaus |
Zündstoff Premiere 22. September 1988 Für das Fernsehen aufgezeichnet vom ORF Im Rahmen der Aufführungsserie fand eine Diskussion über das Thema „Disziplin, Pflichterfüllung, Vaterland, Gehorsam und Widerstand“ statt. Unter Leitung von Peter Huemer diskutierten Johanna Dohnal, Andreas Khol, Leopold Ungar u.a. Mit Inszenierung: Rudolf Jusits „Zündstoff“ und „Die Jungfrau von Orleans“ schlagen unser Grundthema der Saison 88/89 an: Gehorsam und Widerstand. Das Stück vermag das Publikum aufzuwühlen, zu schockieren und zu ergreifen – ohne special effects. Mit einer ungeheuren Präsenz behauptet die Inszenierung eine tragische menschliche Haltung gegenüber einem zynischen System der Unmenschlichkeit.
Ein Gebrauchsstück von tadelloser Tendenz. Ein erstklassiger Realist, der das ohne Kunstblähung in Szene setzt. Keine Starlets, sondern gute Schauspieler. Tom Kempinskis pazifistischer Schocker gerät zum sensationellen, bejubelten Ereignis. Es ist dem Regisseur gelungen das mehr als empfindliche Gleichgewicht dieses mit Themen vollgestopften Schockers, indem es um Bürgerkrieg und Brutalität gegen Zivilisten, um Folter, Befehlsnotstand, blinden Gehorsam und Fahneneid geht, in intensiver Arbeit herzustellen. Ein außerordentlicher Erfolg. Vielleicht gibt es das wirklich wieder: Theater, das auf sein Ensemble setzt und seinen Zuschauern aufregende Geschichten erzählt. Drastisches Boulevardtheater mit unüberhörbaren Peinlichkeiten. Ob derart reißerisches Boulevard eigentlich noch fähig ist, auch differenziertes Nachdenken zu fördern? Der Eindruck, den das beeindruckte Premierenpublikum hinterließ: Es war k. o. geschlagen. |