1996/97
Bezirke, Haupthaus

Anatol
von Arthur Schnitzler

Premiere 16. Oktober 1996
(Haupthaus 26. November 1996)

Die Frage an das Schicksal
Weihanchtseinkäufe
Abschiedsouper
Agonie
Anatols Hochzeitsmorgen

Mit
Fritz Hammel als Anatol
und
Alexandra Braun (Cora), Hannes Gastinger (Max), Katharina Manker (Else), Viktoria Schubert (Annie), Franziska Sztavjanik (Ilona), Doris Weiner (Gabriele)

Inszenierung: Rudolf Jusits
Ausstattung: Karin Kosak

Zwei Männer, Mädchen und Frauen vieler sozialer Schichten. Zirkusartistinnen und Vorstadtmädchen, verheiratete Damen und Kokotten. Immer ein Abschied oder ein Anfang, niemals Gewißheit. Der Dichter Anatol schlendert von einem Liebesabenteuer zum anderen, und Max gibt seine witzigen bis zynischen Kommentare dazu. Anatol ist leichtsinnig, doch melancholisch; er liebt die „zärtliche Liebe ohne das Bedürfnis der Treue“ und grämt sich, ob seine Partnerinnen auch treu seien. Don Juans zerstörerische Dämonie liegt ihm fern. Er genießt sich selbst, seine Stimmungen und die vielfältigen Reize seiner Schwächen. Er ist bei aller Flüchtigkeit seiner Beziehungen romantischer Schwärmer und Poet. Schnitzlers frühe Szenenfolge (geschrieben ab 1888, Erstveröffentlichung 1893) setzt sich insgesamt aus sieben Einaktern zusammen: Die Frage an das Schicksal, Weihnachtseinkäufe, Episode, Denksteine, Abschiedssouper, Agonie und Anatols Hochzeitsmorgen. Auf Anraten seines Verlegers schrieb er einen achten mit dem Titel Anatols Größenwahn, der den Titelhelden Jahre später als gealterten Abenteurer zeigt. Der junge Hugo von Hofmannsthal schrieb 1892 unter seinem Gymnasiastenpseudonym „Loris“ eine Einleitung zum Anatol-Zyklus.

„Anatol“ am Volkstheater
Anatols Hochzeitsmorgen 1909, Abschiedssouper 1917, Anatol-Zyklus: Uraufführung des Zyklus (ohne „Denksteine“ und „Agonie“) 1910 zeitgleich am Deutschen Volkstheater in Wien und am Lessingtheater in Berlin, weitere Inszenierungen am Volkstheater 1929 und 1976 (Außenbezirke). „Anatols Größenwahn“ wurde 1932 posthum am Deutschen Volkstheater Wien uraufgeführt.

 
Pressestimmen

Fritz Hammel reift in der Volkstheaterproduktion des „Anatol“ zum Schnitzler-Dasteller. Er trifft den schwärmerischen wie den mokanten Tonfall Schnitzlers und die tiefe Erschöpfung, die in manchen Momenten auf seiner Dichterseele lastet.
Karlheiz Roschitz, Kronenzeitung

Fritz Hammel in der Titelrolle ist ein achtbarer, sympathischer Schauspieler; allein das Verspielt-Melancholische, Verrucht-Selbstverliebte dieser Figur vermag er nicht zu verkörpern. Der legendäre wienerische Kammerton wurde an diesem Abend leider verfehlt.
-mid, Wiener Zeitung

Hinter der Komödie muß man den Ernst ahnen, die tragische Leere in nobler Verkleidung. Nichts davon trifft für die Inszenierung von Rudolf Jusits zu.
Duglore Pizzini, Die Presse

Die Inszenierung von Rudolf Jusits hat zeitweise den Schmelz des Vergangenen, bringt aber auch Ernüchterung.
Kurt Kahl, Kurier

Rudolf Jusits Inszenierung setzt ganz auf knallige Komödie, glatte Worte und bunte Bilder. Das funktioniert goßartig in solchen Szenen wie „Abschiedssouper“" (Viktoria Schubert mitreißend komisch), auch noch in „Anatols Hochzeitsmorgen“. Doch diese Inszenierung muß da schief laufen, wo es um die Zwischentöne des Herzens geht.
Lothar Lohs, Der Standard

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