1993/94
Haupthaus |
Der Diamant des Geisterkönigs Premiere 12. Dezember 1993 Longimanus: Georg Trenkwitz Inszenierung Helmut Wiesner Eduard erhält von seinem vom Blitz getroffenen Vater, dem Zauberer Zephises, testamentarisch den Auftrag, vom Geisterkönig Longimanus eine Statue ganz aus „rosenrotem Diamante“, den größten Schatz, den es zu besitzen gibt, zu erbitten. Es gelingt ihm, die Prüfungen im Zaubergarten zu bestehen und zum Geisterkönig vorzudringen. Der aber macht die Erfüllung der Bitte um die Statue davon abhängig, daß Eduard ein Mädchen findet und ihm überantwortet, das noch nie gelogen hat. Im „Land der Wahrheit und Sittenstrenge“, wo Eduard optimistisch zu suchen beginnt, ist das erstaunlicherweise besonders schwierig. Florian, Eduards treuer Diener, erfährt dies schmerzhaft am eigenen Leib, da ihn jedesmal das Reißen packt, wenn sein Herr einem verlogenen Mädchen die Hand reicht. Und Amine, die einzige, die sich ihre Wahrhaftigkeit bewahrt hat, soll aus diesem Land, in dem Wahrheit mit Zwang verwechselt wird, verbannt werden. Auf der Reise zum Geisterkönig, zu dem Eduard mit Amine jetzt aufbricht, verlieben sie sich ineinander; und Eduard will auf alle Schätze verzichten, wenn er Amine dem Longimanus nicht überantworten muß. „Der Diamant des Geisterkönigs“ wird am 17. Dezember 1824 im Theater in der Leopoldstadt uraufgeführt. Es ist Ferdinand Raimunds zweites Stück nach dem „Barometermacher auf der Zauberinsel“. Der vierunddreißigjährige Raimund dramatisiert die „Geschichte des Prinzen Seyn Alasnam und des Königs der Geister“ aus „Tausendundeiner Nacht“ mit den bewährten Mitteln des parodistischen Zauberspiels. Heute abend versetzt uns dieses in das seltsame Ambiente eines Vergnügungsparks – eine jener Zauberwelten, in der immer noch und immer wieder Unwahrscheinliches sich ereignen kann: Erstaunliches und Wundersames. Verlassenheit als Zeit- und Lebensgefühl, Raimund in all seiner Melancholie lebendig! Geisterkönig Longimanus – Georg Trenkwitz. Mit ihm ziehen Poesie, Zartheit, romantische Ironie und auch bissige Herrscher-Karikatur ein in die unwirtliche Bühnenhalle. Der Diener Pamphilius (Fritz Holzer) ist ein modrates Abziehbild seines Herrn. Der Zauberer Zephises – Peter Uray wundersam wie aus einer anderen Welt. Und Adolf Lukan spielt den bösen Magier erschreckend gut. Eduards Abenteuer im Kopf. Sehenswertes Qualitätstheater. Auch wenn er radikal kürzt, neue Textpassagen einfügt, nimmt Wiesner Raimunds Posse nicht den Zauber: Obwohl billig, ist dieser grell und schrill, gar treffend. Die Einfachheit verschwindet vor lauter Technik. Die Empfindsamkeit, durch die sich das Zauberstück auszeichnet, kommt zu kurz, und das ist schade |