Frühere Verhältnisse
von Johann Nestroy
An einem Abend mit „Schwanengesang“
Premiere 26. April 1995
Scheitermann: Peter Vilnai
Josephine, seine Frau: Michaela Pilss
Muffl: Manfred Jaksch
Peppi Amsel: Viktoria Schubert/Erika Mottl
Inszenierung: Fritz Zecha
Bühne: Karin Kosak-Orlác
Kostüme: Jutta Brandau
Herr Scheitermann will vor seiner Frau, einer Professorentochter, unbedingt geheim halten, daß er nur der Sohn eines Schusters ist und selbst als Hausknecht gearbeitet hat. Als das Paar neue Dienstboten sucht, droht das Geheimnis aufzufliegen, denn ausgerechnet sein heruntergekommener früherer Herr Anton Muffl will nun bei Scheitermann Hausknecht werden. Die Sache verkompliziert sich, als Frau Scheitermann die ehemalige Schauspielerin Peppi als Köchin aufnimmt, die früher während ihrer Theaterzeit mit Muffl eine Liebschaft hatte. Als sie sich Muffl gegenüber als Scheitermanns Frau ausgibt, um zu verbergen, wie tief sie gefallen ist, und er daraufhin Scheitermann klarzumachen versucht, daß seine Frau gar keine Professorentochter ist, sind die Verwirrungen perfekt. Sie lösen sich erst auf, als Peppi ihre Schwindelei zugibt und Josephine gesteht, daß sie schon seit langem die »früheren Verhältnisse« ihres Mannes kennt.
Das Stück zeigt noch einmal in konzentrierter Form, was Nestroy als Dramatiker zeitlebens beschäftigte: Standesdünkel, Geld und Liebe.
Pressestimmen
Fritz Zecha wachte darüber, daß die harmlosen Heimlichtuereien das Publikum erheitern. Peter Vilnai stellt einen tüchtigen Arrivierten hin, der das Vertuschen seiner Vergangenheit kaum nötig hätte, würde ihn seine gar zu standesbewußte Frau – Michaela Pilss – nicht zum Pantoffelhelden machen. Manfred Jaksch bewahrt sich als Hausknecht den Gleichmut aus „besseren Tagen“, und Viktoria Schubert versteht sich so oder so aufs Anrichten. Wo man hinschaut – lauter Komödianten.
Gunter Martin, Wiener Zeitung
Da zeigt sich die Pranke eines routinierten Regisseurs wie Fritz Zecha. Auch wenn in Nestroys Kleinposse über die Ängste von Auf- und Absteigern ein gnadenloses Chargieren auf der funktionalen Bühne von Karin Kosak anhebt – man ist doch dankbar für soviel zünftige Blödelei.
Lothar Lohs, Der Standard