Lambert Veigerl macht sein Testament
von Lotte Ingrisch
Österreichische Erstaufführung
An einem Abend mit „Verwickelte Geschichte“
Premiere 1. Dezember 1989
Lambert Veigerl: Gerhard Steffen
Lintschi, seine Frau: Maria Urban
Karla, beider Tochter: Martina Schroll
Julius, Lamberts Freund: Manfred Jaksch
Käthe, Lamberts Schwester: Doris Weiner
Dr. Ilse Felix, Psychiaterin: Daniela Graf
Joschi: Hannes Fretzer
Ein australischer Schafzüchter: Alfred Rupprecht
Josefin Bißtrachter: Renate Olarova
Frl. Schwarz und Weiss: Daniela Graf
Inszenierung: Karl Schuster
Bühne und Kostüme: Maxi Tschunko
Musik: Norbert Pawlicki
Der Schuster Lambert Veigerl hat an seinem fünfzigsten Geburtstag erreicht, wovon er immer geträumt hat: er ist schuldenfrei. Und gerade da, am Höhepunkt seines Glücks, erscheint ihm ein Fräulein Schwarz, um ihn abzuholen. Den Aufschub, den sie ihm schließlich doch gewährt, will er nutzen, um über seine bescheidene irdische Habe zu verfügen. Doch plötzlich erscheint ihm keiner seiner Angehörigen mehr wert, sein Erbe zu sein. Frau, Tochter, Schwester und Freund enttäuschen ihn maßlos. Jedes Zeichen der Zuneigung mißversteht er. Immer tiefer in Todesangst und Menschenhaß verstrickt, schafft er immer absonderlichere Verwicklungen unter seinen Angehörigen und landet frist auf der Psychiatrie. Eine verständnisvolle Psvchiaterin, die Liebe seiner Frau und seine eigene Menschlichkeit führen ihn schließlich aus dem Labyrinth und bringen alles in eine neue Ordnung. Wieder allein in seiner Schusterwerkstatt, kann Veigerl der Besuch der Dame, die jetzt als Fräulein Weiß erscheint, nicht mehr schrecken.
Pressestimmen
Ein ausgewalzter Gspaß. Wie diesem cholerischen Schuster jeder Erbe, kaum dass er ihn eingesetzt hat, als falsch und unwürdig erscheint, das hat nur bescheidenen Witz. So wird einem bei Karl Schusters allzu ausführlicher Inszenierung die Zeit lang. Gerhard Steffen ist ein schusseliger Lambert Veigerl, Maria Urban seine geduldige Frau.
Kurt Kahl, Kurier
Die österreichische Erstaufführung inszeniert Schuster recht kurzweilig, wie auch Maxi Tschunko das Bühnenbild und die Kostüme. Gerhard Steffen bemüht sich, den Veigerl als komischen Vogel aus der Biedermeierei herauszuschälen, doch drückt das Milieu auf sein Temperament. Daniela Graf führt uns vor Augen, wie leicht das Sterben in den Armen einer schönen Frau ist.
Gerhard Kofler, Der Standard
Ein praktikables Bühnenbild von Maxi Tschunko umrahmte einen Theaterabend, an dem es gar nichts Aufregendes gab als seine totale Unnötigkeit. Nützt man Lotte Ingrisch, wenn man diese naive Komödienkonstruktion, die, so scheint es, immer wieder als poetisch ernst genommen werden will, auf die Bezirkswanderschaft schickt?
Duglore Pizzini, Die Presse