1989/90
Bezirke

Verwickelte Geschichte
von Johann Nestroy

An einem Abend mit „Lambert Veigerl macht sein Testament“

Premiere 1. Dezember 1989

Kessel: Peter Vilnai
Pauline, sein Mündel: Martina Schroll
Mathilde, seine Schwägerin: Renate Olarova
Faß, Bierführer: Manfred Jaksch
Agnes, Geldeinnehmerin: Doris Weiner
Franz, Oberkellner bei Kessel: Alfred Rupprecht
Staub, ein Gelehrter: Gerhard Steffen
Stern, ein junger Architekt: Hannes Fretzer
Wachtel: Werner Prinz

Inszenierung: Karl Schuster
Bühnenbild und Kostüme: Maxi Tschunko
Musik: Norbert Pawlicki

 
Der reiche Bräumeister Kessel liebt sein Mündel Pauline, sein Verwandter und Oberkellner liebt sie ebenfalls. Sie aber will, einem väterlichen Wunsch entsprechend, den jungen Architekten Stern heiraten, den sie nicht kennt, der ihr aber aus Rom glühende Briefe schreibt. Um Stern auszustechen, haben die verschmähten Liebhaber Kessel und Franz dieselbe Idee: einen falschen Stern zu engagieren, der Pauline die Liebe zum Architekten austreibt. Doch auch Pauline hat eine Idee: um Sterns Liebe auf die Probe zu stellen, tauscht sie mit einer altjüngferlichen Verwandten die Rolle. Daß Kessels Bierführer Faß, ein glühender Achtundvierziger mit nichts als Gleichheit Brüderlichkeit und deutscher Einigkeit im bierumnebelten Kopf, ausgerechnet Sterns Diener Wachtel als falschen Stern anschleppt, und daß dieser Wachtel auch noch der Exgeliebte der pfiffigen Geldeinnehmerin und Exschauspielerin Agnes ist, das verwickelt die kleine Liebesgeschichte schon sehr. Natürlich bekommt Pauline am Ende doch ihren Stern und Agnes den Wachtel, und natürlich bleiben die liebeshungrigen Vormünder und Tanten übrig.

 
Pressestimmen

„Verwickelte Geschichte“, 1850 uraufgeführt, nur einmal wiederholt, acht Jahre später neuerlich durchgefallen, hat Otto Rommel unter die politischen Stücke eingereiht. In der „Verwickelten Geschichte“ sind die Revolutionsideale zu Phrasen verkommen. Der Bierführer Fass mit seiner ebenso fanatischen wie lächerlichen Deutschtümelei erscheint wie eine Vorahnung des verbohrten SA-Mannes. Da ist Nestroys tiefe Verachtung des Nationalismus durchgebrochen. Die Verwechslungskomödie ist nachlässig konstruiert und flüchtig hingeworfen. In der Aufführung spielt Gerhard Steffen eine winzige, aber köstliche Karikatur. Werner Prinz und Manfred Jaksch sind sicherlich nicht perfekt, aber sie empfehlen sich für künftige Nestroy-Aufgaben.
Die Bühne

Karl Schusters Inszenierung zeugt von ehrlicher Absicht, aus der „Entdeckung“ etwas Präsentables zu machen; vergebliche Liebesmüh für ein untaugliches Objekt. So versuchen denn auch Peter Vilnai, Renate Olarova, Manfred Jaksch, Doris Weiner und Werner Prinz gleichsam über das Stück hinauszuspielen: besseren Nestroy nämlich als er im Text steht.
Wiener Zeitung

Zwar deutet Manfred Jaksch als Faß mit Hitlerbärtchen und im Tonfall die Bedrohlichkeit der Figur an, doch bleibt er im Rahmen der Harmlosigkeit. Werner Prinz in der Nestroy-Rolle hat zuwenig Schärfe, von den übrigen hat Doris Weiner in einer Nebenrolle noch die klarste Kontur. Norbert Pawlickis dahinhopsende Musik entschärft die Couplets.
Kurier

Nestroys Posse ist eine recht passable Komödie um Liebe und Intrige mit einem deutschtümelnden Stammtischstrategen als dramatischem Boten. Der nachrevolutionäre Kater wird in Karl Schusters Inszenierung durch die zuweilen Hitlersche Diktion von Manfred Jaksch als Faß verstärkt. Neben Jaksch setzt sich Gerhard Steffen in Szene, auch Werner Prinz watschelt als Wachtel bemerkenswert daher. Ins Skurrile färbt Peter Vilnai den Brauereibesitzer, während Matina Schroll als Mäderl mit eigenen Plänen gut über die Runden kommt. Kräftige Witze legt Doris Weiner als Geldeinnehmerin auf den Tisch.
Der Standard

Produktionen V