1989/90
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Verwickelte Geschichte An einem Abend mit „Lambert Veigerl macht sein Testament“ Premiere 1. Dezember 1989 Kessel: Peter Vilnai Inszenierung: Karl Schuster „Verwickelte Geschichte“, 1850 uraufgeführt, nur einmal wiederholt, acht Jahre später neuerlich durchgefallen, hat Otto Rommel unter die politischen Stücke eingereiht. In der „Verwickelten Geschichte“ sind die Revolutionsideale zu Phrasen verkommen. Der Bierführer Fass mit seiner ebenso fanatischen wie lächerlichen Deutschtümelei erscheint wie eine Vorahnung des verbohrten SA-Mannes. Da ist Nestroys tiefe Verachtung des Nationalismus durchgebrochen. Die Verwechslungskomödie ist nachlässig konstruiert und flüchtig hingeworfen. In der Aufführung spielt Gerhard Steffen eine winzige, aber köstliche Karikatur. Werner Prinz und Manfred Jaksch sind sicherlich nicht perfekt, aber sie empfehlen sich für künftige Nestroy-Aufgaben. Karl Schusters Inszenierung zeugt von ehrlicher Absicht, aus der „Entdeckung“ etwas Präsentables zu machen; vergebliche Liebesmüh für ein untaugliches Objekt. So versuchen denn auch Peter Vilnai, Renate Olarova, Manfred Jaksch, Doris Weiner und Werner Prinz gleichsam über das Stück hinauszuspielen: besseren Nestroy nämlich als er im Text steht. Zwar deutet Manfred Jaksch als Faß mit Hitlerbärtchen und im Tonfall die Bedrohlichkeit der Figur an, doch bleibt er im Rahmen der Harmlosigkeit. Werner Prinz in der Nestroy-Rolle hat zuwenig Schärfe, von den übrigen hat Doris Weiner in einer Nebenrolle noch die klarste Kontur. Norbert Pawlickis dahinhopsende Musik entschärft die Couplets. Nestroys Posse ist eine recht passable Komödie um Liebe und Intrige mit einem deutschtümelnden Stammtischstrategen als dramatischem Boten. Der nachrevolutionäre Kater wird in Karl Schusters Inszenierung durch die zuweilen Hitlersche Diktion von Manfred Jaksch als Faß verstärkt. Neben Jaksch setzt sich Gerhard Steffen in Szene, auch Werner Prinz watschelt als Wachtel bemerkenswert daher. Ins Skurrile färbt Peter Vilnai den Brauereibesitzer, während Matina Schroll als Mäderl mit eigenen Plänen gut über die Runden kommt. Kräftige Witze legt Doris Weiner als Geldeinnehmerin auf den Tisch. |