1990/91
Haupthaus

Libussa
von Franz Grillparzer

Premiere 6. September 1990
Gastspiel im Theater in den Weinbergen, Prag, 27./28. Februar 1991
Fürs Fernsehen aufgezeichnet vom ORF

Kascha: Isabel Weicken
Tetka: Hertha Schell
Libussa: Birgit Doll
Primislaus: Harald Krassnitzer
Domaslav: Roger Murbach
Lapak: Peter Uray
Biwoy: Ronald Seboth
Wlasta: Andrea Eckert
Dobra: Henriette Maier
und Wolfgang Klivana, Franz Hiller, Hakan Baykal, Doru Bandol, Gabriela Bruckner, Magdalena Choudhry, Nadien Hamersky, Susanne Holl, Sascha Lukas-Luderer, Wolfgang Muhr, Verena Musil, Thomas Nunner, Pasquale Rotter, Christoph Schüchner, Andreas Simma, Anja Stöhr, Heidi Zumpfe

Inszenierung: Kurt Josef Schildknecht
Bühne: Werner Hutterli
Kostüme: Gera Graf
Musik: Wolfgang Pillinger

Das 1874, zwei Jahre nach dem Tod des Dichters, uraufgeführte Trauerspiel „Libussa“, fälschlich als Alterswerk bezeichnet, beginnt Grillparzer 31-jährig im Jahre 1822. 1848 (nach der gescheiterten März-Revolution) beendet er es vorläufig; für noch nicht ganz fertig hält er dieses Drama, in dem die Summe seiner Einsichten zusammenfließt. Es bleibt bei dieser Fassung der „Libussa“, deren (inhaltlich bestimmte) formale Offenheit das Stück heute umso spannender macht.
Grillparzer erzählt die Geschichte einer anderen Staatsform: die durch „kindliches Vertrauen“ bestimmte Herrschaft Libussas, in mythischer Ferne angesiedelt, entwirft ein Ideal von Gemeinschaft, das sich reinem Zweckdenken nicht fügt. Das Scheitern Libussas entspricht dem Scheitern des ganzheitlichen Denkens im Kampf gegen das Zweckdenken, der Nützlichkeit gegen Natürlichkeit in einer Welt, deren Fortschrittstaumel gierig und machthungrig in Haß und Krieg münden wird.
Aber Grillparzer schreibt kein Thesenstück. Libussas Zugrundegehen im Reich der Zwänge wird erzählt als große märchenhafte Liebesgeschichte, die in der Auseinandersetzung um die Macht erstarrt; als Geschichte des Aufsteigers Primislaus, der – patriarchalische Strukturen behauptend – sich zum großen Neuerer und Städtebauer stilisiert. Und Griliparzer erzählt die Sage von der Gründung der Stadt Prag: Praha heißt Schwelle, Übergang vielleicht von einem Zeitalter ins andere.

 
Pressestimmen

Schildknechts Inszenierung geht ins Prinzipielle, abstrahiert das Spiel. Nicht um Böhmen geht es, sondern um eine Liebe und um die Welt.
Kurier

Glücklich gelang die schauspielerische Umsetzung; und Birgit Doll ist eine faszinierende Libussa. Sie ist sensibel, läßt die mythische Urkraft durchspüren. Ihr Widerpart ist Hans Krassnitzer, der den Wandel vom simplen Bauern zum machtvollen Patriarchen eindruckvoll vorführt.
Süddeutsche Zeitung

Theater zum Mitstenographieren! Laut und überdeutlich, mit großer Geste und dicker feministischer Satire versucht Schildknecht ein Parabelspiel zu entwerfen.
Kronenzeitung

Produktionen L