Soliman
von Ludwig Fels
Uraufführung
Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Uraufführung 15. August 1991, Bregenz
Premiere im Volkstheater 20. Oktober 1991
Gastspiel in Prag 1991
Das Stück wurde für die Mühlheimer Theatertage ausgewählt
Angeolo Soliman: Johannes Terne
Magdalena: Babett Arens
Leo: Robert Hauer-Riedl
Graf von Lakomy: Peter Uray
Baron Schippani: Fritz Hammel
Hofmaler Tauterer: Matthias Günther
Der Kaiser: Toni Böhm
Bärenführer: Uwe Falkenbach
Kutscher: Manfred Jaksch, Heinz Horvath
Trommler: Davis Oladeji Nejo
sowie
Günter Baumann, Paul Blasel, Eugen Andreas Hamel, Wolfgang Muhr, Thomas Nunner, Joachim Paul Schulze, Martin Schwanda, Juri Tanay
Inszenierung: Piet Drescher
Bühne: Peter Laher
Kostüme: Dorothea Wimmer
Musik: Uwe Lohse
Der schwarze Fürstensohn Angelo Soliman ist vom römisch-deutschen Kaiser Joseph II. an den Wiener Hof „eingekauft“ worden, um hier als exotisches Prunkstück eine karrierefördernde Ausbildung zum gebildeten Hofmann zu erhalten. Und Soliman, dieser lebendige Toleranzbeweis für den absolutistischen Aufklärer auf dem Habsburger-Thron, beschreitet tatsächlich eine glänzende Laufbahn. Doch die Häme und der Neid der lüsternen, dekadenten Hofgesellschaft vergällen ihm das winterkalte Wien, wo nur die Liebe seiner Frau und die Freundschaft zu dem ebenfalls schwarzen Tierwärter Leo in Schönbrunn ihn wärmen. Immer bedrohlicher zeichnet sich Solimans – historisch verbürgtes –‚ Schicksal ab: nach seinem Tod wohlpräpariert und ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt zu werden.
Der aus Franken stammende, seit nahezu zehn Jahren in Wien lebende Schriftsteller Ludwig Fels hat mit seinem Schauspiel „Soliman“ ein beklemmend böses Stück Zeittheater geschaffen. Die historisch verbürgte Geschichte des Afrikaners Angelo Soliman dient ihm dabei nur als Folie, auf die er sein auf uns, auf die Gegenwart bezogenes Bild einer Gesellschaft projiziert, die im tatsächlichen Sinn „barbarisch“ die Würde der Menschen aus fremden Kulturen mißachtet. Es wird Anklage erhoben gegen eine Zivilisation, die dem Fremden, dem Unvertrauten nur mit Tod und Zerstörung zu begegnen vermag. So steht „Soliman“ am Beginn der Aufklärung bereits als exemplarischer Fall, als Beweis für das Doppelgesicht der aufgeklärten Zivilisation: hier Toleranz und Humanität, dort Vernichtung und Barbarei.
In 28 Szenen illustriert Ludwig Fels diese Geschichte einer Überwältigung des Fremden durch offenen und versteckten Rassismus. Gezeigt wird das Treiben der Hofgesellschaft samt dem in repressiver Toleranz herrschenden Kaiser, der Schmutz und die Obszönität der Vorstadtgassen und -weinhäuser, die im Frost erstarrten Exoten in der kaiserlichen Menagerie, das Künstlerdrama des Hofmalers – und vor allem die erotischen Phantasien der Weißen, ausgelöst durch die faszinierende Fremdheit, das verführerische Anderssein des Schwarzen.
Pressestimmen
Die poetische Wucht, die diesem Autor eigen ist, deckt dramaturgische Schwächen zu. Die Inszenierung tut ein übriges, daß die Sache nicht zu reiner Bühnen-Lyrik enträt.
Die Presse
Piet Drescher gilt als Regisseur für schwierige Stücke. An diesem Abend muß er freilich selbst den Unterschied zwischen schwierig und schlecht zur Kenntnis nehmen.
Kronenzeitung
Das eigentliche Dilemma des Abends war, daß Regie und Dramaturgie den Autor fast gänzlich in Stich gelassen haben.
Salzburger Nachrichten