2004/05
Haupthaus

Der Theatermacher
von Thomas Bernhard

in Zusammenarbeit mit den Festspielen Reichenau

Premiere 15. September 2004

Bruscon: Wolfgang Hübsch
Wirt: Heinz Petters
Sarah: Sabine Herget
Ferruccio: Günther Wiederschwinger
Wirtin: Inge Altenburger
Erna: Gabriela Bruckner
Frau: Bruscon Johanna Mertinz

Inszenierung: Helmut Wiesner
Bühne: Peter Loidolt
Kostüme: Erika Navas
Licht: John Lloyd Davies

„Der Theatermacher“ ist Ausdruck von Thomas Bernhards Hassliebe zu dem Medium, dem er einen großen Teil seines literarischen Schaffens gewidmet hat: Theater ist lächerlich, Theater ist Schmiere, das Streben nach künstlerischer Perfektion aussichtslos und tragikomisch. Doch unversehens wird die Geschichte des größenwahnsinnigen Wanderbühnendirektors, der seine Familie im Namen der Kunst gnadenlos unterdrückt, zu einer aberwitzigen Liebeserklärung an das Theater.

 
Pressestimmen

Wolfgang Hübsch zieht alle Register seines Könnens, kostet Bernhards Tiraden genüsslich aus, zeigt aber auch Bruscons innere Gebrochenheit. Bruscons radikale Abrechnung mit dem und seine Liebeserklärung an das Theater zählen zu den Höhepunkten der Aufführung. Gezielt setzt Hübsch die Pointen und sorgt für Lacher. Peter Loidolts Bühnenbild und Wiesners solide Regie lassen Hübsch jeden Freiraum. Heinz Petters erzielt als Wirt mit wenigen, kleinen Gesten große Wirkung und bietet diesem brillanten Theatermacher die Stirn. Günther Wiederschwinger ist ein sympathischer, ungelenker Ferruccio mit Hang zu Höherem.
Kurier

Die Ausfälle über die österreichische Provinz, die eitlen Tiraden eines Staatsschauspielers, seine tyrannische Haltung gegenüber der ewig hustenden Frau und den unbegabten Kindern sind mit so viel Witz und Ironie durchsetzt, dass man es als zeitlose Liebeserklärung an das Theater und die Schauspieler doppelt genießt. Die erfolgreiche, vom Publikum geradezu gestürmte Produktion von Helmut Wiesner bei den Sommerspielen in Reichenau bildet die Grundlage einer Neuinszenierung am Volkstheater. Wiesner hat dabei viele Details verbessert und in den kleinen Rollen andere Darsteller zur Verfügung: Den ungemein witzigen, verschmitzten Wirt spielt nun der hinreißende Heinz Petters; Günther Wiederschwinger brilliert als zurückgesetzter Sohn Ferruccio. Vor allem aber ist Wolfgang Hübsch in der zentralen Rolle des eitlen, größenwahnsinnigen, die Umwelt tyrannisierenden Staatsschauspielers Bruscon über sich selbst hinausgewachsen. Da sitzt jede Bewegung, da stimmt jedes Detail, da erblüht der despotische Theatermacher zum großen, an der Umgebung scheiternden Künstler. Hübsch zeichnet die Figur genau und farbig; er verleiht ihr jenen Schuss Ironie, der diesen großen Liebhaber der Theaterkunst fast liebenswert, auf alle Fälle aber bewunderungswürdig macht. Ovationen.
Kronenzeitung

Der bittere Humor, die harsche Kritik, die einst auch verletzte und provozierte, ist heute wohlvertraut und unterhaltend. Zweifellos vollbringt Hübsch eine große schauspielerische Leistung, spielt sich in die Herzen des Publikums.
Die Presse

Als komödiantisch-pointensprühendes Lachtheater, das aber lange nicht so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick hin scheint, präsentiert Helmut Wiesner nun Bernhards „Theatermacher“ in einer geschickt gestrafften Inszenierung. Naturgemäß steht Wolfgang Hübsch als redegewaltiger Schmierenprinzipal Bruscon höchst wirkungssicher im Mittelpunkt. In jedem Wort und jeder Geste ein verkanntes Genie, das sein Metier auch im vergammelten Wirtshaus mit Perfektion auszuüben gedenkt und Theater vor dem Absinken zur „Gefälligkeitsanstalt“ bewahren möchte, und dennoch in unbeobachteten Augenblicken Selbstzweifel und Angst vor dem nahenden Alter durchblicken lässt – lächerlich und berührend zugleich. Geradezu körperlich leidet er an der schauspielerischen Talentlosigkeit seiner kränkelnden Frau (Johanna Mertinz) und seiner beiden Kinder (Sabine Herget, Günther Wiederschwinger). Bernhards monomanische Protagonisten benötigen auch persönlichkeitsstarke Partner, die zwar kaum etwas zu sagen haben, aber dem Wortschwall der Redegewaltigen auf ihre Weise Kontra bieten müssen. Dass diese textreduzierten Figuren keineswegs undankbare Stichwortbringer sind, demonstriert Heinz Petters als mundfauler Wirt auf kongeniale Manier. Er schwankt als verdutzter, völliges Unverständnis signalisierender Zuhörer zwischen Bewunderung, Ratlosigkeit und insgeheimer Furcht, ob er es bei diesem seltsam auftretenden Gast nicht vielleicht doch nur mit einem Verrückten zu tun haben könnte.
Wiener Zeitung

Hübsch zeigt, dass Bernhards Sprachgewalt noch immer vielen großes Vergnügen zu bereiten scheint. Skandale kann man mit so einem Stück wohl selbst in Österreich keine mehr provozieren. Muss man aber vielleicht auch nicht.
Der Falter

Produktionen T