1994/95
Haupthaus

Der Wunderheiler
von Brian Friel

Österreichische Erstaufführung

Premiere 25. September 1994

Frank: Ernst Stankovski
Grace: Vera Borek
Teddy: Toni Böhm

Inszenierung: Wolfgang Hübsch
Ausstattung: Walter Schmögner
Musik: Peter Kaizar

 
Francis Hardy, der „Fantastische Heiler“ zieht mit seiner Frau und seinem Agenten durch die trostlosen, sterbenden Dörfer des keltischen Sprachraums, weil er hier noch Kundschaft für sein seltsames Metier findet. Ist es Aberglaube oder ein direkterer Zugang zum Irrationalen, Wunderbaren oder ist es einfach die Armut und Unwissenheit, die diese Menschen empfänglich macht? Ist es Kunst, ist es eine Gabe, Scharlatanerie oder Betrug, was Hardy betreibt?
Manchmal geschieht das Wunder, öfter geschieht es nicht, und die Unberechenbarkeit des Wunderbaren treibt den Mann in Suff und Wahnsinn.
Friel erzählt eine seltsame, quälende, unwiderstehliche Geschichte, die sich auch als Metapher für den Künstler interpretieren lässt.
Erzählt wird in drei großen Monologen. Das Aufspüren der feinen, aber entscheidenden Unterschiede in den drei Berichten machen den Reiz des Stückes aus.

 
Presesstimmen

Ein Abend für Leute, die zuhören können. Wolfgang Hübsch als Regisseur hat drei Schaupielerkollegen exzellent geführt. Stankovski schafft die Gratwanderung, bei der jeder falsche Schritt zum Absturz in die folkloristische Rührschnulze führen könnte, mit großer Bravour. Immer vom Boden abgehoben. Nie sentimental. Vera Borek, besser als je zuvor, bringt das Kunststück fertig, ein Hörigkeitsverhältnis von tragischer Dimension mit der Nüchternheit eienr Juristin aufzublättern. Und dann gibt es noch Toni Böhm: Ein um Alleinunterhalter-Fröhlichkeit bemühter Niemand des Showgewerbes, dem immer wieder die muntere Maske herunterfällt. In mäuschenstiller Spannung folgte das Publikum.
Duglore Pizzini, Die Presse

Drei verschiedene Personen – drei verschiedene Wahrheiten. Jeder erzählt seine Version von der Wirklichkeit. Das herrliche Bühnenbild Walter Schmögners tut alles, um ihre Vereinzelung noch wirkungskräftiger zur Schau zu stellen. Vor gespenstischen Farbklecksen auf der Leinwand im Hintergrund hat er auf die große Bühne des Volkstheaters ein raffinierte Zimmerecke gebaut, links mit kleinen Schlitzen, rechts mit Wandhaken, von denen rostrote Farbe heruntergeronnen ist. Bedrängt von dieser kahlen Enge, haben die einzelnen Personen ihren Auftritt: Ein bißchen verlegenes Showbusiness ist dabei, aber es riecht auch stark nach einem Verhör: Rechtfertigen Sie sich!
Alfred Pfoser, Salzburger Nachrichten

Die Aktion bleibt dem Wort vorbehalten. Und doch wird die Erstaufführung durchaus zum Ereignis. Auch spektakelloses Theater kann in aller Stille spektakuläre Qualität haben. Drei Menschen kämpfen beim Publikum für den alten Mann und seine bis zur Unkenntlichkeit verblaßte Nachede: Hardy selbst, von Ernst Stankovski mit berührender Lächerlichkeit und grotesker Würde versehen, seine gebrochene, fast schon erloschene Fau – großatig verkörpert durch Vera Borek und sein gänzlich herabgekommener Manager – eine gewohnt brillante Kunstfigur von Toni Böhm.
Heinz Sichrovsky, Kronenzeitung

Drei hervorragende Schauspieler bieten soviele Nuancen, daß man gebannt an ihren Lippen hängt. Eine eindrucksvolle Darbietung.
Kurier

Ein Diavortrag über die Schönheiten der irischen Landschaft könnte spannender nicht sein.
Der Falter

Produktionen W